
Die Freilernerzeitschrift gibt es schon seit über 20 Jahren. Sie ist als Plattform für Familien, Initiativen und Vereine, die sich mit selbstbestimmten und selbstorganisierten Bildungsformen beschäftigen, entstanden. Es sind viele Familien dabei, die die Schulpflicht verweigern oder im Ausland schulfrei leben, sowie auch freie aktive und demokratische Schulen und junge Erwachsene, die sich alternative Bildungsprojekte organisieren. Wir bieten Raum für eine breite Vielfalt und stehen für Pluralität, Offenheit und Toleranz, doch wir stellen uns deutlich gegen jegliche diskriminierende, gewaltverherrlichende und nationalistische Ansätze und Ideologien.
Die Zeitschrift erscheint vier Mal im Jahr als gedruckte Ausgabe und ist auch digital als PDF erhältlich. Wer unsere Arbeit unterstützen möchte, kann dies mit einem Förderabonnement tun. Auch gibt es die Möglichkeit, in der Zeitschrift Kleinanzeigen und Werbeanzeigen zu schalten.
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Artikel lesen:

Frei oder Nicht-Frei – das ist hier die Frage!
Lieber Lothar Kittstein,
das Lesen Ihres letzten Beitrags »Zur Kritik der Bildungsfreiheit« in »die freilerner« #73 (2017/1) hat in mir zwei gegensätzliche Gefühle geweckt: zum einen Zustimmung, konnte ich doch vor meinem inneren Auge jene sehen, die Sie beschreiben und mit denen ich zeitweise auch meine Not habe; zum anderen Ärger oder zumindest ein Unbehagen ob der Frage, ob Sie wirklich die Fragestellung so angehen möchten, wie Sie es – meisterhaft – in Ihrem Beitrag taten, dies aus meiner Sicht jedoch nicht ganz offen…
Text: Bertrand Stern
Vorab: Ihren Ausführungen zum Mißbrauch der Bildungsfrage durch Familien, die ihrem Nachwuchs ihre Sicht und Position aufdrängen, stimme ich zu. Einverstanden bin ich weitgehend auch hinsichtlich des sich aus der kritischen Rückschau ableitenden Mißbrauchs der Vokabel »Bildung«. Auch teile ich Ihre Kritik an jener Naivität oder – mit meinem Begriff formuliert: – Infantilität, die als Naturnähe und Lebensverbundenheit daherkommt. Im von Ihnen vor- und dargestellten Kontext vermag ich Ihrer sprachlichen Analyse von Freiheit zu folgen. Daß bestimmte regelmäßige Gäste bei populären Fernseh-Sendungen (sogenannte »Talkshows«) eine gewisse »Geilheit« auslösen, erfüllt auch mich mit Sorge. Diesem Einverständnis folgt dennoch das Unbehagen: War’s das? Hat Lothar Kittstein damit alles geklärt? Gäbe es auf diese Frage eine bejahende Antwort, bedürfte es keiner erneuten Stellungnahme, die in einem anderen Ansatz wurzelt als Ihrem. Insofern möge unser Disput der Leserschaft dienen, sich durch Aufklärung präziser zu positionieren… Weiterlesen

Der FreiLernRaum: Ein Begegnungsort für Kinder, die frei lernen dürfen
Ein Bericht über den FreiLernRaum im schweizerischen Bern
Text: Regina Wittwer
Seit bald sieben Jahren beschäftigen wir uns als Familie mit dem freien Lernen. Wobei unsere älteste Tochter nach vier Jahren auf eigenen Wunsch in die öffentliche Schule wechselte, während ihre beiden jüngeren Geschwister bis heute den Weg des freien Lernens bevorzugen.
Für uns Eltern war von Anfang an klar, dass wir für die Umsetzung unserer Vorstellungen des freien Lernens auf ein Netzwerk angewiesen sind. Wir fanden in der näheren Umgebung Familien mit ähnlichen Plänen und bildeten zusammen eine kleine, lokale Lerngruppe, die nun seit sieben Jahren besteht. Daneben nutzt das ältere unserer beiden freilernenden Kinder seit einem Jahr regelmässig den FreiLernRaum in Bern. Mit dessen Eröffnung im August 2016 ist der Lernalltag für uns noch vielfältiger geworden. Die thematischen Inputs sowie die Begegnungsmöglichkeiten haben sich vervielfacht. Ressourcen können gemeinsam genutzt und angeboten werden. Unterschiedliche Menschen aus allen Himmelsrichtungen mit einem gemeinsamen Thema finden zusammen. Weiterlesen

Was braucht unsere Welt?
Text: Bianca Geburek – www.die-lernwerkstatt.org
Manchmal sitze ich in der S-Bahn, zwischen gestressten Menschen mit zweifelnden Augenbrauen, hier und da ein Feierabendbier, ein angespanntes Telefongespräch. Ich fahre durch eine Stadt, in der ich allzu oft das Gefühl habe, mich gegen die oberflächliche Kälte schützen zu müssen, die mir ringsum entgegenschlägt. Auf der Suche nach einem Rückzugsort, an dem ich mich sammeln und wärmen kann, gehen mir die besorgten Fragen meiner Verwandten zu diesem oder jenem Lebensabschnittsthema durch den Kopf und ich spüre, wie sich mein Körper anspannt. Ich muss schlucken beim Gedanken an die Betriebskostenabrechnung, den Semesterbeitrag und die offene Steuererklärung. Manchmal in solchen Momenten schließe ich die Augen, verschwinde ich in meinem Inneren und male ich mir die Welt aus, für die ich arbeite und das Leben, das ich mir in dieser Welt wünsche. Weiterlesen

Freilerner-Kompass: Orientierungshilfe für frisch Interessierte
Die Internetseite www.freilerner-kompass.de ist an den Start gegangen.
Text: Stefanie Weisgerber
Seit 2014 wird mein Leben durch ein Thema entscheidend mitbestimmt. Ich habe von der Möglichkeit erfahren, dass sich junge Menschen in Deutschland abseits von Schule bilden können, und seither ist dieses Wissen für mich zu einer enormen Triebfeder geworden. Ich selbst bin Mutter von zwei noch nicht schulpflichtigen Kindern und für mich steht es völlig außer Frage, dass sie selbst die Wahl haben sollen, wie und wo sie sich bilden möchten.
Zunächst begann ich damit Literatur zu wälzen. Ein Buch nach dem anderen wurde verschlungen. Jedes erweiterte meinen Horizont, brachte neue Aspekte hinzu, differenzierte meine Ansichten. Ich infizierte meinen Mann, der mich zunächst für total verrückt hielt, sich dann langsam zu interessieren begann und schließlich selbst mit jedem weiteren Buch überzeugter wurde. Dann besuchten wir Vorträge, nahmen an Freilerner-Treffen teil, vernetzten uns, tauschten uns aus. Wir entwickelten erste Strategien für unseren eigenen Weg hin zu einem möglichen schulfreien Leben und informierten schließlich unser nahes Umfeld darüber, dass unsere Kinder später eventuell nicht die Schule besuchen werden.
Drei Jahre sind seither vergangen und es scheint mir inzwischen schon fast abstrus, dass es für uns noch immer zwei Jahre dauern wird, bis unsere Tochter – unsere Erstgeborene – schulpflichtig sein wird und wir all das angesammelte Wissen praktisch anwenden können. Dabei fühle ich mich in der Freilerner-Bewegung inzwischen richtig zu Hause. Ich habe Expertise aufgebaut, engagiere mich in Vereinen, organisiere Treffen – da lag es nicht fern, meine Aktivitäten bereits heute weiter auszudehnen und nach außen zu tragen. Weiterlesen

Die Initiative Frei-Sich-Bilden (INFSB): Eine Vorstellung
Text: Sylvia Müller
Am 28. Februar 2017 fand nach etwa zweijähriger Vorarbeit das Gründungstreffen der »Initiative Frei- Sich-Bilden« (kurz: INFSB) statt. Dabei waren einige Aktive, die sich im Laufe dieser zwei Jahre zusammengefunden und beschlossen hatten, gemeinsam Aufklärungsarbeit zum Thema der selbstbestimmten und selbstorganisierten Bildung ohne Schulbesuch in Gesellschaft, Politik und Behörden zu betreiben. Mehrere weitere Menschen, die im Rahmen von Treffen oder durch persönlichen Kontakt zu den Initiatoren von der Initiative gehört hatten, haben sich außerdem gemeldet mit Ideen oder der Zusage ihrer Unterstützung in der einen oder anderen Form.
Die INFSB ist bewusst kein Verein und keine feste Gruppe, einerseits, weil wir uns hauptsächlich auf die Arbeit für unsere Ziele konzentrieren und unsere Ressourcen nicht in Verwaltungstätigkeiten stecken wollen, andererseits, weil wir den vielen Menschen, die trotz ihrer großen Unterschiedlichkeit mit der ethischen Haltung und den Zielen, die unserer Initiative zugrunde liegen, unabhängig von einer Vereinszugehörigkeit etwas zur Verfügung stellen wollen, das sie nach ihren Möglichkeiten einsetzen und nutzen können – ganz im Sinne einer Graswurzelbewegung. Nun ist die Initiative nach der bereits recht arbeitsintensiven aber nicht öffentlichen Gründungsphase »an den Start« gegangen, und wir möchten uns und das, wofür wir stehen, hier vorstellen. Weiterlesen

Wohnsitz, Meldepflicht und Schulpflicht
Anmerkungen zu rechtlichen Grundlagen
Im Zusammenhang mit der Schulpflicht tauchen auch immer wieder Hinweise und Fragen zur Meldepflicht, zum Wohnsitz, zur Anmeldung und Abmeldung, zur Reisefreiheit und zur Zuständigkeit von Behörden (Schulen, Schulämtern, Jugendämtern) und Gerichten auf. Ich versuche, hier einige Hinweise auf die allgemeine rechtliche Situation zu geben. Die Angaben erfolgen nach bestem Wissen – sie stellen aber die Interpretation eines »belesenen Laien« dar und ersetzen keine rechtliche Beratung zum Beispiel durch einen Anwalt! Weiterlesen