
Die Freilernerzeitschrift gibt es schon seit über 20 Jahren. Sie ist als Plattform für Familien, Initiativen und Vereine, die sich mit selbstbestimmten und selbstorganisierten Bildungsformen beschäftigen, entstanden. Es sind viele Familien dabei, die die Schulpflicht verweigern oder im Ausland schulfrei leben, sowie auch freie aktive und demokratische Schulen und junge Erwachsene, die sich alternative Bildungsprojekte organisieren. Wir bieten Raum für eine breite Vielfalt und stehen für Pluralität, Offenheit und Toleranz, doch wir stellen uns deutlich gegen jegliche diskriminierende, gewaltverherrlichende und nationalistische Ansätze und Ideologien.
Die Zeitschrift erscheint vier Mal im Jahr als gedruckte Ausgabe und ist auch digital als PDF erhältlich. Wer unsere Arbeit unterstützen möchte, kann dies mit einem Förderabonnement tun. Auch gibt es die Möglichkeit, in der Zeitschrift Kleinanzeigen und Werbeanzeigen zu schalten.
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Artikel lesen:

Schriftlose Sprachen, lesende Analphabeten und kulturelle Vielfalt
Text: Nina Downer, Ausgabe Nr. 81
Von den ca. 7.000 Sprachen, die derzeit weltweit gezählt werden, existiert fast die Hälfte nicht in schriftlicher Form. Es sind Sprachen, die ausschließlich mündlich verwendet werden.
Diese schriftlosen Sprachen beinhalten das Wissen von Generationen von Vorfahren, das hauptsächlich in Form von Geschichten, Mythen, Liedern und Ritualen weitergegeben wird. In vielen solcher Kulturen ist der „Geschichtenerzähler“ oder „Geschichtenbewahrer“ eine wichtige Berufung, die eine besondere soziale Stellung mit sich bringt.
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Verfahrenseinstellung in Meißen – eine juristische Sensation?
Text: Lothar Kittstein
In Freilernerkreisen macht seit kurzem ein Beschluss des Amtsgerichts Meißen vom 8.6.2018 die Runde, der auf den ersten Blick sensationell scheint: Das Bußgeldverfahren gegen eine Freilerner-Familie wurde ohne jegliche Auflagen oder sonstige Einschränkungen eingestellt. In der Vergangenheit sporadisch erfolgte Verfahrenseinstellungen hatten meist besondere Gründe, aus denen heraus das Gericht die Schulpflichtverletzung als nicht so gravierend ansah: z.B. eine Autismus-Diagnose des betroffenen Kindes oder sonstige mildernde familiäre Umstände. Der Meißener Beschluss ist zumindest die erste bekanntgewordene Einstellung eines Bußgeldverfahrens, bei der grundsätzliche rechtliche Bedenken gegen die Schulbesuchspflicht angemeldet werden und eine vergleichsweise ausführliche Begründung vorliegt. Zu Recht erregt der im Netz kursierende Text deshalb Aufsehen, und einzelne Freilerner erklärten auf Facebook, das Dokument sofort den im eigenen Fall zuständigen Mitarbeitern von Jugendamt oder Schulamt in die Hand drücken zu wollen. Mit dem Meißener Beschluss verknüpfen sich also Hoffnungen auf einen juristischen Wandel bzw. eine positive Wendung in anderen Fällen. Deshalb sollen hier die Äußerungen des Gerichts im Detail analysiert, auf ihre Auswirkungen und auf ihre Verwertbarkeit hin geprüft werden.
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Wo die Suche beginnt
Über Widersprüche zwischen Form und Anliegen des Anti-Adultismus
Text: Emil Funkenflieger, mit Gedanken und Inspirationen von Juli Vethacke
Das einprägsame Wort »Adultismus« begegnet mir in letzter Zeit immer häufiger. Es bezeichnet, kurz gesagt, innere Haltungen oder äußere Strukturen, durch die Menschen aufgrund ihres jungen Alters diskriminiert werden. »Das kannst du noch gar nicht verstehen, dafür bist du noch zu jung« oder »Kinder muss man manchmal zu ihrem Glück zwingen« können zum Beispiel typisch adultistische Aussagen sein. Und wer eine Zeit lang seinen Blick dafür schärft, der wird eine Vielzahl von kleinen und unscheinbaren und doch überall wirksamen und unser gesamtes Leben durchdringenden Gewohnheiten und Strukturen entdecken, die eine ungerechte Behandlung junger Menschen zum Ausdruck bringen und zugleich reproduzieren. Weiterlesen

Kinderarbeit durch Zwangsarbeit verhindern?
ODER Die Schulpflicht und der Artikel 12 GG (Freiheit der Berufswahl)
Text: Sylvia Müller (Initiative frei-sich-bilden – INFSB)
Als eines der großen Argumente für die Beibehaltung der Schulpflicht und als Glanzlicht ihrer Errungenschaften wird auch heute noch immer wieder angeführt, dass ihre Einführung notwendig gewesen sei, um der zunehmenden Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen in Fabriken und im elterlichen Haushalt Herr zu werden.
Die Schulpflicht sei darüber hinaus die einzige Möglichkeit gewesen, Kindern besonders in der Anfangszeit der Industrialisierung Freiräume zu schaffen, um ein Mindestmaß an Bildung, gemeint waren in erster Linie Kenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen, für alle zu garantieren. Heute verlagert sich die Begründung gerne auch hin zum Schutz vor Verwahrlosung, sozialer Vereinsamung und Schule als Ort der Anerkennung, der Zuflucht und Rettungsanker vieler Kinder.
Ich möchte nicht in Abrede stellen, dass die Möglichkeit des Schulbesuchs für viele junge Menschen ein Segen war und eine Möglichkeit, der besonders in der ersten Zeit der Industrialisierung durchaus um sich greifenden Ausbeutung in Industriebetrieben zu entkommen. Und auch heute kenne ich junge Menschen, die sich vor den Ferien fürchten und ihren Lehrer oder ihre Lehrerin als einzige vertrauenswürdige erwachsene Bezugsperson wahrnehmen.
Was mich an der oben erörterten Argumentation immer wieder beschäftigt, zielt jedoch eher in eine andere Richtung und erklärt vielleicht den zugegebenermaßen provokanten und plakativen Titel dieses Artikels:
Ich möchte die These aufstellen, dass die deutschen Schulpflichtgesetze, diejenigen Landesverfassungen, die die Festlegung der allgemeinen Schulpflicht zum Inhalt haben, sowie der praktische Zwang junger Menschen zum Schulbesuch und zur Unterwerfung unter die schulischen Regelungen in unzulässiger Weise gegen den Artikel 12 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland verstoßen. Weiterlesen

Das Thema »arbeiten« innerhalb unserer Familie
Text und Foto: Nina Downer
Unsere 3 Söhne (12,10 und 7 Jahre alt) arbeiten im Allgemeinen gerne und freiwillig. Sie haben auch oft die Möglichkeit dazu, weil wir in einem Land leben, in dem es kulturell als normal gilt, dass nicht nur Jugendliche sondern auch jüngere Kinder mitarbeiten.
In unserem kleinen familieneigenen Tourismusbetrieb gibt es immer wieder Aufgaben, die sie übernehmen können – teilweise vollkommen selbstständig und teilweise mit Hilfe eines Erwachsenen. Meistens bekommen sie dafür von uns etwas Geld, manchmal auch nicht. Manchmal wollen sie gar kein Geld und manchmal wollen sie, dass wir es für sie aufheben, bis sie mal etwas sehen, was sie kaufen wollen. Ich würde sagen, Bezahlung für die geleistete Arbeit ist für sie meistens eher eine Nebenerscheinung, als der Hauptgrund für die Arbeit. Die grundlegenden Motivationspunkte sind eher, dass sie etwas für die Familie beitragen möchten, sie auf diesem Weg ihre wachsende Selbständigkeit erleben können und neue Dinge zu lernen. Weiterlesen

Junge Menschen und die neuen Medien
Text: Christina Schön
Kaum ein Thema, das die Gemüter von manchen Eltern so schnell erhitzt und manche Erwachsene so sehr verunsichert, wie das Thema »Umgang mit Medien«. Da gibt es einen Hirnforscher, Manfred Spitzer, der vor digitaler Demenz warnt. Hier gibt es öffentliche Empfehlungen, wieviel Medienzeit in welchem Alter noch akzeptabel ist. Gibt es einen Elternratgeber, der nicht auf die vielen Gefahren und Risiken eingeht, die angeblich von den faszinierenden Geräten ausgehen? Viele Lehrer beklagen mangelnde Konzentrationsfähigkeit, schlechte Noten, zu wenig Frustrationstoleranz und sonstige schlechte Eigenschaften bei ihren Schülern, wofür sie die Medien verantwortlich machen. Von Sucht ist die Rede, von Angst und Sorgen werden viele Erwachsene geplagt, wenn es um den Umgang mit modernen Medien geht. Ratlosigkeit macht sich in der Erwachsenenwelt breit. Es gibt abendfüllende Elternabende, die sich nur mit der Mediennutzung befassen. Verschiedene Stimmen prophezeien uns, dass die neuen Medien unsere Kinder zu gefühllosen Monstern werden lassen, die nur noch in einer virtuellen Welt leben und ihre Zeit mit sinnlosen Dingen vergeuden. Es gibt inzwischen psychologische Praxen, die gefüllt sind mit angeblich Spielsüchtigen.
In vielen Zeitschriften, Magazinen, ob gedruckt oder online, Radiosendungen, kaum ein »Medium«, das sich nicht mit »Mediennutzung« beschäftigt, sogar die »Freilerner« hat sich diesem Thema gewidmet :-). Da wird vor Smartphones gewarnt, dort werden Studien zitiert, die zu dem Ergebnis gekommen sein wollen, dass die Gewaltbereitschaft durch Killerspiele steige, dass die Nutzung des Computers unsere Kinder verblöden ließe. Es wird behauptet, dass das Fehlen von grundlegenden Sozialkompetenzen unter Jugendlichen durch unkontrollierten Medienkonsum verursacht würde. Scheinbar werden sämtliche Probleme in unserer Gesellschaft durch Nutzung von elektronischen Medien verursacht. Gab es vor dem Medienzeitalter keine Probleme mit unserer »verkommenen Jugend«? Gab es keine Gewalt vor dem Computerzeitalter? Gab es früher wirklich weniger Gewalt? War früher alles besser? Weiterlesen