Die Freilernerzeitschrift gibt es schon seit über 20 Jahren. Sie ist als Plattform für Familien, Initiativen und Vereine, die sich mit selbstbestimmten und selbstorganisierten Bildungsformen beschäftigen, entstanden. Es sind viele Familien dabei, die die Schulpflicht verweigern oder im Ausland schulfrei leben, sowie auch freie aktive und demokratische Schulen und junge Erwachsene, die sich alternative Bildungsprojekte organisieren. Wir bieten Raum für eine breite Vielfalt und stehen für Pluralität, Offenheit und Toleranz, doch wir stellen uns deutlich gegen jegliche diskriminierende, gewaltverherrlichende und nationalistische Ansätze und Ideologien.
Die Zeitschrift erscheint vier Mal im Jahr als gedruckte Ausgabe und ist auch digital als PDF erhältlich. Wer unsere Arbeit unterstützen möchte, kann dies mit einem Förderabonnement tun. Auch gibt es die Möglichkeit, in der Zeitschrift Kleinanzeigen und Werbeanzeigen zu schalten.
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Artikel lesen:
Das Thema »arbeiten« innerhalb unserer Familie
Text und Foto: Nina Downer
Unsere 3 Söhne (12,10 und 7 Jahre alt) arbeiten im Allgemeinen gerne und freiwillig. Sie haben auch oft die Möglichkeit dazu, weil wir in einem Land leben, in dem es kulturell als normal gilt, dass nicht nur Jugendliche sondern auch jüngere Kinder mitarbeiten.
In unserem kleinen familieneigenen Tourismusbetrieb gibt es immer wieder Aufgaben, die sie übernehmen können – teilweise vollkommen selbstständig und teilweise mit Hilfe eines Erwachsenen. Meistens bekommen sie dafür von uns etwas Geld, manchmal auch nicht. Manchmal wollen sie gar kein Geld und manchmal wollen sie, dass wir es für sie aufheben, bis sie mal etwas sehen, was sie kaufen wollen. Ich würde sagen, Bezahlung für die geleistete Arbeit ist für sie meistens eher eine Nebenerscheinung, als der Hauptgrund für die Arbeit. Die grundlegenden Motivationspunkte sind eher, dass sie etwas für die Familie beitragen möchten, sie auf diesem Weg ihre wachsende Selbständigkeit erleben können und neue Dinge zu lernen. Weiterlesen
Junge Menschen und die neuen Medien
Text: Christina Schön
Kaum ein Thema, das die Gemüter von manchen Eltern so schnell erhitzt und manche Erwachsene so sehr verunsichert, wie das Thema »Umgang mit Medien«. Da gibt es einen Hirnforscher, Manfred Spitzer, der vor digitaler Demenz warnt. Hier gibt es öffentliche Empfehlungen, wieviel Medienzeit in welchem Alter noch akzeptabel ist. Gibt es einen Elternratgeber, der nicht auf die vielen Gefahren und Risiken eingeht, die angeblich von den faszinierenden Geräten ausgehen? Viele Lehrer beklagen mangelnde Konzentrationsfähigkeit, schlechte Noten, zu wenig Frustrationstoleranz und sonstige schlechte Eigenschaften bei ihren Schülern, wofür sie die Medien verantwortlich machen. Von Sucht ist die Rede, von Angst und Sorgen werden viele Erwachsene geplagt, wenn es um den Umgang mit modernen Medien geht. Ratlosigkeit macht sich in der Erwachsenenwelt breit. Es gibt abendfüllende Elternabende, die sich nur mit der Mediennutzung befassen. Verschiedene Stimmen prophezeien uns, dass die neuen Medien unsere Kinder zu gefühllosen Monstern werden lassen, die nur noch in einer virtuellen Welt leben und ihre Zeit mit sinnlosen Dingen vergeuden. Es gibt inzwischen psychologische Praxen, die gefüllt sind mit angeblich Spielsüchtigen.
In vielen Zeitschriften, Magazinen, ob gedruckt oder online, Radiosendungen, kaum ein »Medium«, das sich nicht mit »Mediennutzung« beschäftigt, sogar die »Freilerner« hat sich diesem Thema gewidmet :-). Da wird vor Smartphones gewarnt, dort werden Studien zitiert, die zu dem Ergebnis gekommen sein wollen, dass die Gewaltbereitschaft durch Killerspiele steige, dass die Nutzung des Computers unsere Kinder verblöden ließe. Es wird behauptet, dass das Fehlen von grundlegenden Sozialkompetenzen unter Jugendlichen durch unkontrollierten Medienkonsum verursacht würde. Scheinbar werden sämtliche Probleme in unserer Gesellschaft durch Nutzung von elektronischen Medien verursacht. Gab es vor dem Medienzeitalter keine Probleme mit unserer »verkommenen Jugend«? Gab es keine Gewalt vor dem Computerzeitalter? Gab es früher wirklich weniger Gewalt? War früher alles besser? Weiterlesen
Determinismus und Freiheit
Ein bewusst subjektiv gehaltener Diskussionsbeitrag als Erwiderung zu Karl Dieters Aufsatz »Wider die Natur!« in der Freilerner-Zeitung Ausgabe 77.
Text und Fotos: Stefanie Weisgerber
»Denn die da fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt; die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt. Aber fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede. Denn fleischlich gesinnt sein ist wie eine Feindschaft wider Gott, sintemal das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag’s auch nicht. Die aber fleischlich sind, können Gott nicht gefallen.«
(Römerbrief: Kapitel 8, Vers 5–8)»Wisst ihr nicht, dass Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer der Welt Freund sein will, der wird Gottes Feind sein.«
(Jakobus: Kapitel 4, Vers 4)
Gibt es einen freien Willen? Oder unterliegt alles, was wir Menschen denken, fühlen und wie wir handeln einem Determinismus? Darüber debattieren Philosophen und Naturwissenschaftler im Prinzip schon seit Jahrtausenden ohne Einigkeit zu erlangen. Wen das näher interessiert, der kann sich gern mit den Theorien Kants beschäftigen oder mit Descartes oder mit Platon oder Aristoteles oder Einstein oder, oder, oder … Genug geschwafelt! Da diese Fragestellung auf der intellektuellen Ebene scheinbar unmöglich zu lösen ist – geschweige denn auf der Ebene von Wortklaubereien, schreibe ich hier und heute lediglich von meinen ganz persönlichen Gefühlen und Gedanken. Naja. Zum Großteil zumindest. Ich werde mir natürlich nicht nehmen lassen, auch ein paar Erkenntnisse aus der Hirnforschung der letzten Jahrzehnte zu erwähnen, wo sie meine Gefühle doch so stark mit Fakten untermauert und auch den Philosophen immer stärkere Zugeständnisse abringt. Aber dazu später mehr. Hier jetzt erst mal klipp und klar, was ich ganz persönlich darüber denke: Weiterlesen
Interview mit Gertrud Eichinger (SPD)
Gertrud Eichinger (SPD) wurde von Thomas Ziehl für die Freilernerzeitschrift interviewt.
Interview: Thomas Ziehl
Thomas Ziehl: In den Grundlagen des BayEUG werden als oberste Bildungs- und Erziehungsziele unter anderem die Ehrfurcht vor Gott und die Liebe zur bayerischen Heimat und zum deutschen Volk genannt. Ist das in Ihren Augen noch zeitgemäß oder bedarf es einer grundlegenden Reform?
Gertrud Eichinger: Die Formulierungen wirken heute sicherlich antiquiert. Es gilt ja die Religionsfreiheit, so dass Liebe zu Gott wohl eher als Spiritualität zu verstehen ist. Die Liebe zur Heimat kommt automatisch, und ist meines Erachtens etwas, das eher durch das Elternhaus und die Identifikation mit dem Umfeld vermittelt wird, nicht so sehr durch die Schule.
Thomas Ziehl: Die Grundrechte von jungen Menschen werden durch die rigide Schulpflicht massiv beschnitten. Beispielsweise müssen nun zahlreiche Schülerinnen und Schüler mit disziplinarischen Maßnahmen rechnen, da sie sich an dem Bildungsstreik mit dem Motto »Bildung statt Abschiebung« beteiligt haben. Ist das gerechtfertigt?
Gertrud Eichinger: Die Teilnahme junger Menschen an solchen Veranstaltungen kann viel zum Erlernen demokratischer Prozesse beitragen. Repressalien auf Grund der Schulpflicht sind hier fehl am Platz. Die Schulpflicht ist und bleibt aber wertvoll, da sie das Recht der Kinder auf Bildung sichert. Weiterlesen
Wahlprüfsteine zur Landtagswahl in Bayern
Anlässlich der Landtagswahl in Bayern am 14. Oktober 2018 haben wir den größeren Parteien bildungspolitische Wahlprüfsteine geschickt. Wir freuen uns, dass alle angeschriebenen Parteien geantwortet haben und für einen Dialog grundsätzlich offen sind.
Fragen und Anschreiben: Immanuel Zirkler
Frage 1: Laut Recherchen des Vice Magazin waren 2017 in Bayern 336 junge Menschen wegen ihrer Schulverweigerung im Jugendarrest. Schulverweigernde junge Menschen werden in Bayern auch immer wieder mit der Polizei von zu Hause abgeholt und der Schule zugeführt. Bundesweit in den Schlagzeilen waren die Polizeikontrollen an Flughäfen, mit denen Familien abgeschreckt werden sollten, die schon vor Beginn der Schulferien in den Urlaub starteten.
Wie weit werden die Repressionen zur Durchsetzung der Schulpflicht in Ihrer Partei diskutiert? Und welchen Umgang mit schulverweigernden jungen Menschen hält Ihre Partei für sinnvoll?
Freilernen auf der Schwäbischen Alb
Text: Christiane Ludwig-Wolf
Streit zwischen Brüdern, Uneinigkeit mit mir als Mutter, ob und wie lange am Computer Spiele gespielt und Videos angeschaut werden dürfen und Unwilligkeit, übernommene Arbeiten im Haushalt zu erledigen, Sachen die nicht aufgeräumt werden. Ich denke, viele unserer Herausforderungen sind die gleichen, wie sie auch andere Familien haben, in denen die Kinder zur Schule gehen. Und auch meine Herausforderungen mit mir, meine Ungeduld, mein Ärger, meine Konfrontation mit meinen eigenen Grenzen, haben nichts mit Schule oder nicht Schule zu tun.
Vielleicht ist es manchmal bequemer, wenn die Kinder regelmäßig vormittags weg sind, klar ist, was wann dran ist und vorgegeben, was zu tun ist. Tauschen möchte ich nicht damit, weder mit dem regelmäßigen Programm, das Schule bietet, noch mit dem Angebundensein an bestimmte Zeiten, erst recht nicht dem Leistungsdruck und sozialen Druck, dem Schulkinder ausgesetzt sind.
Wir genießen es, unsere Tage selber einteilen zu können, dann weg zu fahren, wann wir es für sinnvoll halten und auch vormittags Dinge tun zu können, die andere erst am Nachmittag machen. Weiterlesen