Das Vertrauen in die Menschen zu Entwicklung und Befreiung

Text: Maria – das kooperativ e.V.

Im Anschluss an den Solikon2015, den Kongress Solidarische Ökonomie und Transformation, versuchen wir gemeinsam mit einem breiten Netzwerk an Unterstützer*innen in unserer Vereinsstruktur »das kooperativ« gelebte Alternativen zu Wachstumsdogma und Ressourcenasbeutung zu unterstützen. Die EINE Antwort auf die Frage »Was braucht die Welt?« haben wir dabei auf unserer Reise durch die Region Berlin-Brandenburg noch nicht gefunden. Auf multiple globale Krisen, so unser Ansatz, kann es, frei nach dem Motto »Think global, act local« nur lokale, dezentrale und solidarische Antworten geben – von unten, in Selbstbestimmung und auf Augenhöhe.

Die Grundlage unserer Aktivitäten ist das Vertrauen in die Verankerung von Veränderungspotenzial und Willen zu einem Leben in Selbstorganisation und Solidarität in jedem Menschen, genährt durch die vielen Projekte und Menschen, die bereits aktiv einen solidar-ökonomischen und sozio-ökologischen Wandel gestalten. Die stete Herausforderung: Basisdemokratisches und widerständiges Arbeiten ohne Selbstausbeutung und der Schritt heraus aus der Aktivist*innen-Blase und Strukturen, in denen zermürbende Lagerkämpfe dem Fokus auf ein gemeinsames Ziel im Wege stehen.

Fragend schreiten wir voran

Im Rahmen der Wandelwoche Berlin-Brandenburg, die wir 2016 zum zweiten Mal durchgeführt haben und auch 2017 wiederholen werden, möchten wir die Öffentlichkeit begeistern für das Potenzial zur Selbstorganisation und -ermächtigung in ihrer direkten Nachbarschaft. Wir setzen auf widerständige Organisationsstrukturen in regionalen Zusammenhängen, die nur aus dem Selbstreferentiellen heraustreten können, wenn sie ihr Umfeld miteinbeziehen und begeistern. Welche Fragen und Bedürfnisse sind es, die uns verbinden? Welche Kompetenzen und Lösungsstrategien können wir aufbringen und teilen? Wie lassen sich Strukturen der Selbstorganisation schaffen, die ALLE mit einschließen und aktivieren? Wie rassistischen, sexistischen und Demokratie-zersetzenden Strukturen begegnen? Wie können wir die Rhetorik der Krise und des Verzichts durch eine des »Guten Lebens für alle« besetzen? Fragend schreiten wir voran und hoffen, mit Touren, Workshops und anderen Veranstaltungen im Wandeljahr 2017 gemeinsam mit allen Interessierten ein paar Antworten zu finden.

Gemeinsame Bedürfnisse auf dem Weg in freies Denken und Selbstbestimmung

All jene als dumm abzustempeln, die sich vom rechten Lager einfangen lassen, ist eine arrogante Haltung, die die Kluft in unserer Gesellschaft verstärken und damit den Zersetzungsmechanismen der neoliberalen Mühle des Kapitals in die Hände spielen dürfte. Auch in der Bundesrepublik herrscht keinesfalls Chancengleichheit qua Geburt. Auch in der Bundesrepublik sind der Zugang zu Bildung und damit auch zum Arbeitsmarkt und Bewegungsfreiheit im Denken und Handeln stark an Herkunft und Ausstattung der Familie mit unterschiedlichsten Kapitalformen geknüpft. Die Schere zwischen prekär Beschäftigten und Einkommensstarken nimmt zu, real oder eingebildet – die Angst vor Armut und sozialem Abstieg treibt immer mehr Menschen um. Diese Angst zu nutzen, um Gemeinsamkeiten aufzuzeigen und für ein Leben in Selbstbestimmung und Solidarität einzutreten, könnte die Aufgabe all jener sein, die als Privilegierte Kapitalismus-Kritik üben. Abgrenzung in Sprache und Lebensführung, Exklusivität im Denken, Szene-Codes, akademisierte Diskurse und theoretische Grabenkämpfe…wir scheinen eines verlernt zu haben: Den Dialog auf Augenhöhe, den Glauben an emanzipative Gesellschaftsveränderung und den Kampf gegen Vereinzelung und Individualisierung.

Die Wandelwoche Berlin- Brandenburg 2017

Auch 2017 wird die Wandelwoche Berlin-Brandenburg wieder stattfinden. Vom 07.-17. September 2017 laden wir euch ein, Veranstaltungen mitzugestalten, euch und eure Ideen und Projekte einzubringen und Neues zu entdecken und Altes zu hinterfragen. Zu einem ganzheitlichen Ansatz für den Wandel gehört auch das Thema freie, widerständige und selbstbestimmte Bildung. 2016 waren die Freilerner auf unserer Veranstaltung Was bilden wir uns ein? Konzepte, Wege und Herausforderung selbstbestimmter Bildung gemeinsam mit der Cusanus Hochschule Bernkastel- Kues und dem Handlungsspielraum Berlin dabei.

Her mit dem guten Leben! Für alle! Überall! 

Weitere Infos: www.das-kooperativ.org und www.bbb.wandelwoche.org


Der Artikel ist 2017 in Heft 73 – Was braucht unsere Welt? erschienen.