Die Freilernerzeitschrift gibt es schon seit über 20 Jahren. Sie ist als Plattform für Familien, Initiativen und Vereine, die sich mit selbstbestimmten und selbstorganisierten Bildungsformen beschäftigen, entstanden. Es sind viele Familien dabei, die die Schulpflicht verweigern oder im Ausland schulfrei leben, sowie auch freie aktive und demokratische Schulen und junge Erwachsene, die sich alternative Bildungsprojekte organisieren. Wir bieten Raum für eine breite Vielfalt und stehen für Pluralität, Offenheit und Toleranz, doch wir stellen uns deutlich gegen jegliche diskriminierende, gewaltverherrlichende und nationalistische Ansätze und Ideologien.
Die Zeitschrift erscheint vier Mal im Jahr als gedruckte Ausgabe und ist auch digital als PDF erhältlich. Wer unsere Arbeit unterstützen möchte, kann dies mit einem Förderabonnement tun. Auch gibt es die Möglichkeit, in der Zeitschrift Kleinanzeigen und Werbeanzeigen zu schalten.
Und wer regelmäßig zu unseren Themen informiert werden möchte, kann unserer Facebookseite folgen und sich in unseren Freilerner-Newsletter eintragen.
Artikel lesen:

Ressourcen-Empfehlungen zum Thema Geschichte
Text: Nina Downer, Selene Hillebrand, Ausgabe Nr. 104
1.) LeMO – Lebendiges Museum Online
Das Online-Portal zur deutschen Geschichte: Objekte, Texte, Medien, Zeitzeugenberichte und Dokumente laden ein, zu entdecken, zu recherchieren und sich zu informieren. LeMO richtet sich an eine breite Zielgruppe, an Jugendliche und Senior*innen, an Schüler*innen und Lehrer*innen, an alle Geschichtsinteressierten.
LeMO ist ein Kooperationsprojekt der Stiftung Deutsches Historisches Museum, der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und des Bundesarchivs. Die drei Bundesinstitutionen stellen der Öffentlichkeit damit Materialien und Wissen kostenlos zur Verfügung. Sie erweitern ihr Angebot so um ein modernes Online-Portal, unabhängig von Öffnungszeiten und Vor-Ort-Präsenz.
LeMO enthält folgende Hauptbereiche: chronologische Kapitel (Zeitstrahl), Themen, Zeitzeugen, Objektseiten, LeMO Lernen und die LeMO Suche.
LeMO umfasst in chronologisch angelegten Kapiteln den Zeitraum vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Zeitzeugenbeiträge werden fortlaufend neu in LeMO aufgenommen. Thematische Kapitel ergänzen die chronologische Darstellung. LeMO Lernen enthält didaktische Materialien.

Uniartcity – die selbstbestimmte Hochschule
Text: Nina Downer im Interview mit Simon Marian Hoffmann, Ausgabe Nr. 105
Wie kam es zur Entwicklung des Konzepts der Uniartcity und was sind dessen Grundprinzipien?
Als Verein Demokratische Stimme der Jugend e.V. beschäftigen wir uns seit beinahe 10 Jahren mit der Frage: Wie kann Bildung jugendgerechter, selbstbestimmter und freier werden? So entstand 2017 der Bildungsgang – eine Kampagne von Jugendlichen organisiert, die für mehr Mitbestimmung der Jugend in der Bildungslandschaft eintrat. Daraus ist eine Filmdokumentation Bildungsgang entstanden, die 2023 in über 60 Städten im Kino lief und die Idee des Bildungsbriefs erstmals der Gesellschaft vorstellte.
Der Bildungsbrief ist ein innovativer neuer Abschluss für Bildungsprozesse und basiert auf Selbstbestimmung. Er dokumentiert dein eigenes Curriculum und macht deinen Bildungsprozess sichtbar. Um den Bildungsbrief zu erforschen, ist 2019 ein eigener Studiengang entstanden „selbstbestimmt studieren”, mit dem wir 5 Jahre lang frei geforscht haben, wie selbstbestimmte Bildung im akademischen Kontext funktionieren kann. Da ging es um „Philosophie und Gesellschaftsgestaltung”. Gleichzeitig ist uns klar geworden, dass wir jungen Menschen neben einem neuen Abschluss auch freie Räume für unsere Forschung brauchen. Also haben wir uns auf die Suche gemacht nach Räumen, in denen junge Menschen ihren Fragen nachgehen, ihre Ideen entwickeln und ihren Träumen folgen können. So entstand die Idee der Uniartcity! Die selbstbestimmte Hochschule, die von den Studierenden selbst gestaltet wird. Uni steht darin für die Forschung im gesamten Spektrum des Universums. Art steht für den formfreien Ausdruck des Erforschten und Gelernten, also dein Bildungsbrief-Studium. City steht für den Ort der Vielfalt, Begegnung und des kulturellen Austauschs.

Freiwillig lernen zu dürfen war mein Schülerinnentraum
Text: Anke Caspar-Jürgens, Ausgabe Nr. 103
Freiwillig lernen zu dürfen war das, wohin es mich zog, mein unerfüllter Schülerinnentraum. Dennoch wurde ich dreizehn Jahre lang eine engagierte Lehrerin im Schulsystem und zudem Gründerin einer „Freien“ Schule.
Warum dann den Schuldienst kündigen, werden sich einige von euch fragen? Es war die schmerzliche Erkenntnis, dass ich mit meinem Einsatz die grundsätzlichen Fehler im hierarchischen Schulsystem, verbunden mit Schulanwesenheitszwang, nicht würde reparieren können.
Diese Einsicht führte mich schließlich zu etwas, das es nach dem Willen der Behörden nicht geben darf: einem völlig freien und selbstbestimmten Lernen, mit den betroffenen Familien, mit selbstgewählten LernbegleiterInnen und verankert im gemeinschaftlichen Umfeld. Als »Temenos-Lerngruppe« existierten wir, weil wir es so wollten. Wir nahmen uns die Freiheit, einen rechtsfreien Raum zu schaffen, in dem neue Erfahrungen im Miteinander von Leben und Lernen aufblühen könnten.

Wie können wir Geschichte für Kinder erlebbar machen?
Text: Selene Hillebrand, Ausgabe Nr. 104
Als bei meinen Kindern das Interesse für Geschichte entstand, wurde ich von ihnen nicht gefragt, wann irgendwer geboren oder gestorben ist oder wie lange irgendein Krieg andauerte. Meine Kinder wünschten sich eine Geschichte und ich musste sogleich an meine eigene Kindheit denken.
Ich kann heute nicht mehr aus dem Stegreif heraus besondere Jahreszahlen nennen oder wie viele Pyramiden im alten Ägypten errichtet worden sind. Aber als ehemalige Waldorfschülerin konnte ich mich sehr gut an die Faszination erinnern, in eine andere Welt zu tauchen, sich vorzustellen, wie die Ritter um ihre Burgen kämpften oder die Ägypter riesige Pyramiden bauten.
Und so haben wir nach und nach begonnen, in die Vergangenheit einzutauchen und sie für uns lebendig werden zu lassen. Oft ist bei meinen Kindern der Funke für ein Thema auf Reisen und damit verbundenen Erlebnissen entfacht worden. Die Erkundung einer Ritterburg, die Erforschung einer Tropfsteinhöhle. Hier wollten die Kinder dann mehr erfahren, wer hat in der Höhle gelebt oder wer waren denn eigentlich Ritter, was haben die gemacht, wenn die nicht gekämpft haben? Andersrum kamen oft Fragen auf beim Durchforsten meines Bücherschrankes.

Weshalb ein verpflichtender Lehrplan von Bildung abhält
Text: Nando Stöcklin, Ausgabe Nr. 103
Wer mehrere Kinder hat, ist vielfach erstaunt, wie unterschiedlich sie veranlagt sind und in welch unterschiedlichem Tempo sie sich entwickeln. Wann dreht es sich zum ersten Mal um? Wann kann es gehen? Wann entdeckt es den Baum draußen auf der Wiese als Kletterparadies? Und was fasziniert das Kind?
Zwei phänomenale Werkzeuge der Natur
Alle Menschen haben von der Natur zwei Werkzeuge mit auf den Weg erhalten, um ihre ganz individuellen Veranlagungen und Talente zu entwickeln.
Zum einen haben sie einen ganz individuellen Entwicklungsplan, der vorgibt, was die Kinder wann entwickeln können. Gewissermaßen der natürliche Lehrplan.
Doch wie weiß ein Kind, was als nächstes aus ihm entwickelt werden will? Nebst dem Entwicklungsplan erhalten wir Menschen ein weiteres nützliches Werkzeug mit auf den Weg: die Fähigkeit zu spielen. Und das ist entscheidend, denn wer spielt, lebt das, was aktuell aus diesem Menschen gelebt werden will.
