Determinismus und Freiheit

Ein bewusst subjektiv gehaltener Diskussionsbeitrag als Erwiderung zu Karl Dieters Aufsatz »Wider die Natur!« in der Freilerner-Zeitung Ausgabe 77.

Text und Fotos: Stefanie Weisgerber

»Denn die da fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt; die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt. Aber fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede. Denn fleischlich gesinnt sein ist wie eine Feindschaft wider Gott, sintemal das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag’s auch nicht. Die aber fleischlich sind, können Gott nicht gefallen.«
(Römerbrief: Kapitel 8, Vers 5–8)

»Wisst ihr nicht, dass Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer der Welt Freund sein will, der wird Gottes Feind sein.«
(Jakobus: Kapitel 4, Vers 4)

Gibt es einen freien Willen? Oder unterliegt alles, was wir Menschen denken, fühlen und wie wir handeln einem Determinismus? Darüber debattieren Philosophen und Naturwissenschaftler im Prinzip schon seit Jahrtausenden ohne Einigkeit zu erlangen. Wen das näher interessiert, der kann sich gern mit den Theorien Kants beschäftigen oder mit Descartes oder mit Platon oder Aristoteles oder Einstein oder, oder, oder … Genug geschwafelt! Da diese Fragestellung auf der intellektuellen Ebene scheinbar unmöglich zu lösen ist – geschweige denn auf der Ebene von Wortklaubereien, schreibe ich hier und heute lediglich von meinen ganz persönlichen Gefühlen und Gedanken. Naja. Zum Großteil zumindest. Ich werde mir natürlich nicht nehmen lassen, auch ein paar Erkenntnisse aus der Hirnforschung der letzten Jahrzehnte zu erwähnen, wo sie meine Gefühle doch so stark mit Fakten untermauert und auch den Philosophen immer stärkere Zugeständnisse abringt. Aber dazu später mehr. Hier jetzt erst mal klipp und klar, was ich ganz persönlich darüber denke:

Die einzige! Freiheit, die es für uns Menschen gibt, ist es, unseren inneren Zwängen ungehindert folgen zu können!

Entschuldigt bitte, dass ich das hier jetzt so reißerisch ausformatiere, aber dieser Satz ist für alles Folgende so krass wichtig, dass er nicht überlesen werden sollte. Also nochmal: Was wir Freiheit nennen, ist nichts anderes als das widerstandslose Folgenkönnen unserer inneren, determinierten Prozesse. Das soll heißen, dass alles was sich für uns als Menschen gut und richtig und toll anfühlt, genau die Dinge sind, die von der Natur eben so vorgesehen sind. Tief in unserem neuronalen System verwurzelt, und im Laufe von etlichen Millionen Jahren Evolution weiter ausgebaut und verfeinert. Dabei stetig angepasst an die wechselhaften natürlichen Bedingungen, denen wir bislang so ausgesetzt waren. Durch einen ausgeklügelten Generationenvertrag, den wir in Form von Genetik und ihrer flexibleren kleinen Schwester Epigenetik sehen, von Eltern an ihre Kinder weiter gereicht.

Auch dieses Neandertalermädchen unterlag vermutlich schon den selben Determinanten wie ihr modernes Pendant.

Empfinden wir das als Zwang? Nicht im Geringsten! Es sind genau diese unbewussten, unanstrengenden, organischen Abläufe, die uns auf so natürliche Weise durch das Leben gehen lassen. Blöd wird es für uns immer bloß dann, wenn äußere Zwänge unseren inneren Zwang behindern.

Erst dann geraten wir in gefühlte Unfreiheit. Diese äußeren Zwänge sind vielgestaltig. Der fundamentalste, perfideste und ursprünglichste davon ist sicherlich die Erziehung. Zu den Determinanten, die uns die Natur eingebrockt hat, gehört es nämlich auch, dass wir uns als junge, unreif geborene Menschen an unseren Eltern orientieren und ihnen nacheifern wollen. Auch das soweit erst einmal kein Problem, wenn sich die Eltern ihrerseits vollständig von den natürlichen Gegebenheiten treiben lassen und ihren Kindern hierin Vorbilder sind. Auch als erwachsene Menschen noch sind wir weiter stark darauf ausgerichtet, soziale Anerkennung zu genießen. Alles kein Problem, wenn die Gesellschaft, in der wir leben, den natürlichen Bedingungen Raum lässt. Wenn es aber plötzlich zu Situationen kommt, in denen das gesamte Gefüge aus dem Rahmen gerät – krasse, umwälzende Ereignisse auf die uns die Evolution nicht gut genug vorbereitet hat, kann es leider auch passieren, dass uns die sonst so harmonische und ausgeklügelte Natur plötzlich schroff und ungnädig und verdorben erscheint, und wir plötzlich beginnen, gegen sie zu arbeiten. Uns gar über sie zu erheben. Genau solch ein Ereignis passierte meiner Meinung nach vor rund 12.000 Jahren:

Die Anfänge unserer Kulturgeschichte …

Es ist das Ende der letzten großen Eiszeit. Weltweit steigen die Temperaturen an. Die dicken Eispanzer, die weite Teile Europas, Asiens und Nordamerikas bedecken, ziehen sich immer weiter nach Norden zurück und der Meeresspiegel steigt unaufhaltsam. Zunächst noch langsam werden die überreichen Küstenstreifen verschluckt, an denen zuvor etliche Jäger, Sammler und Fischer in zufriedenem Wohlstand gelebt haben. Die Menschen drängen zurück ins Landesinnere. Versammeln sich konzentrierter als zuvor an den wichtigen Flußadern, die das Festland durchziehen. Doch die wirkliche Katastrophe steht erst noch bevor. Millionen von Kubikmetern Schmelzwasser, die sich hinter den Bergmassiven des Nordens gesammelt haben, brechen durch und überschwemmen die Ländereien im Süden schwallartig. Fruchtbare Täler werden überflutet. An ihrer Stelle bilden sich erst Seen, dann Meere. Hunderttausende Menschen sterben. Und die fruchtbaren, licht bewaldeten Jagdgründe, die zuvor von unzähligen Wildtierherden beweidet wurden, verwandeln sich für die nächsten Jahrzehnte in todbringende Moraste. Dazu solltet ihr etwas wissen, das bis in die Neuzeit als unumstößliche Tatsache galt, bevor sie sich dann ins Gegenteil verkehrte: »Wo ein Sumpf ist, weicht der Mensch.« So auch hier in Mesopotamien. Die überlebenden Menschen sammeln sich in den nördlichen Berghängen, von wo aus sie das Land gen Süden überblicken können – verzweifelt darauf wartend, dass die Wassermassen endlich weichen und das Land wieder freigeben, und mit ihren Göttern hadernd, die bislang doch immer so gut zu ihnen gewesen waren. Es sind zu viele Menschen. Das Hochland, in dem sie Zuflucht gefunden haben, trägt sie nicht alle. Das Jagdwild ist bald erschöpft. Längst schon werden auch geschlechtsreife Weibchen und Jungtiere erlegt. Zuvor wäre so etwas unvorstellbar gewesen. Auch die pflanzliche Nahrung genügt bei weitem nicht. In immer größerem Maße weichen die Menschen auf Grassamen aus, die eine mehr schlecht als rechte Nahrungsquelle darstellen und bei übermäßigem Verzehr unliebsame Nebenerscheinungen mit sich bringen wie Zahnfäule, Gastritis, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine zu rasch und zu oft einsetzende Menstruation. Schließlich wird ein Entschluss gefasst. Ein eindrucksvolles Heiligtum wird am Berg Göbekli Tepe errichtet, um die Götter wieder gnädig zu stimmen. Tausende Menschen arbeiten monatelang an dem ambitionierten Projekt, was eine weitere Konzentration von Menschen an einem viel zu kleinen Ort bedingt. Um sie ernähren zu können, entschließt man sich nach zähem Ringen dazu, von nun an Ackerbau zu betreiben. Die Menschen wissen, worauf sie sich einlassen. Wissen um die unmenschliche Plackerei und den damit einhergehenden äußeren Zwang, den sie sich nun aufbürden. Aber was sollen sie machen? Es geht um ihr nacktes Überleben. Es dauert ja auch hoffentlich nur eine kurze Zeit Jahre, bis sie endlich wieder zurück in den Süden ziehen können …

… und was danach geschah:

Was daraus wurde wissen wir. Es ist der Anfang unserer Zivilisation. Wir lesen darüber in der Bibel mit der Vertreibung aus dem Paradies, in Hesiods »Werke und Tage« mit dem Ende des goldenen Zeitalters und sogar im finnischen Nationalepos »Kalevala«, in dem beschrieben ist, wie es für die skandinavische Urbevölkerung war, als die Ackerbauern aus dem Süden kamen.

Arbeiteten die Menschen zuvor nur zwei/drei Stunden am Tag und hatten genug Muße um ihr Leben genießen zu können, schufteten sie nun von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang »im Schweiße ihres Angesichts«. Glücklich, wer auf Grund besonderer Aufgaben von diesen mühseligen Tätigkeiten befreit war und mitversorgt wurde. Priester etwa, welche die Zeichen der Götter zu deuten versuchten und deren eigennützige Mission es bald sein wird, den Status quo zu festigen und als gottgewollt zu verteidigen. Ein Schuft, wer hier Böses denkt.

Feste Siedlungen kommen auf. Später Städte. Herrschaftsstrukturen bilden sich aus. Erst religiöse, dann weltliche. Sklaverei wird eingeführt, auch die von Tieren. Diese werden als lebende Fleischkonserven in Pferchen domestiziert. Darauf hin verbreiten sich tödliche, neue Krankheiten wie Masern und Tuberkulose. Kriege werden geführt. Waffen geschmiedet. Von nun an ist das Leben ein Jammertal, der Mensch belastet mit der Erbsünde. Die Frau ohnehin Trägerin besonderer Schuld und die Kinder, welche tief durchdrungen sind von der schlechten Natur, müssen gründlich gezüchtigt werden, um sie auf den rechten Weg zu bringen: »Wer seine Rute schont, der hasst seinen Sohn; wer ihn aber liebhat, der züchtigt ihn bald.« »Gewöhne einen Knaben an seinen Weg, so lässt er auch nicht davon, wenn er alt wird.« Hier finden wir den Ursprung. Den äußeren Zwang in Form von Erziehung, der dem natürlichen, inneren Drang bis heute zuwider läuft.

Gebiete mit vorherrschend abrahamitischen (rosa) oder dharmischen (gelb) Religionen: Auf dieser Grafik sehen wir, wie sich die monotheistischen Religionen auf der Erde verbreitet haben. Mit im Gepäck dabei auch immer eine bäuerliche Lebensweise und das oben zitierte Bild von der schlechten Natur. Bildquelle: Wikipedia Commons

Mit der Ackerbaukultur breiten sich die Menschen unaufhaltsam aus. Hatten Jäger und Sammler im Schnitt zwei bis drei Kinder, sind es bei Ackerbauern schnell sieben oder zehn oder fünfzehn. Eine durch und durch übergriffige Lebensweise. Immer mehr Land wird erschlossen, immer mehr Natur eingehegt und immer mehr Sklaven zum rechten Glauben bekehrt, die auch ihre Kinder bald »rechtzeitig gewöhnen werden«. Bald schon ist nicht mehr viel Wildnis übrig. Irgendwann manifestieren sich diese äußeren Zwänge dann auch in festgeschriebenen Gesetzestexten und in der allgemeinen Moral der jeweiligen Massengesellschaft.

Zaghafte Versuche, um aus dieser Erziehungsideologie auszubrechen, gibt es seit je her. Langsam und schrittchenweise von Generation zu Generation. Hier kommt die Pubertät zum Zuge. Ein schlauer, kleiner Trick, den die Natur hervorgebracht hat, um menschliche Jugendliche auch dann noch mit geistiger Flexibilität zu befähigen, wenn sie körperlich quasi schon ausgereift sind und sich theoretisch zumindest schon selbst durchschlagen könnten. Manchmal passieren die Dinge aber auch schlagartig, wenn die Zeit (und mit ihr, die in ihr lebenden jungen Menschen) gerade reif ist. Dann passieren eben Dinge wie die Aufklärung, die französische Revolution, die Jahre um 1968, oder auch das, was wir heute im Internetzeitalter erleben.

Inzwischen haben wir hier und heute schon viele ehemalige äußere Zwänge überwinden können und zum Glück ist das allgemeine gesellschaftliche Klima heute längst nicht mehr so harsch wie zum Beispiel noch vor dem ersten und zweiten Weltkrieg, wodurch diese vermutlich überhaupt erst bedingt waren. Was uns bis heute aber erhalten geblieben ist, ist der harte Erwerbszwang und mit ihm auch der Übergriff auf die Kinder in Form der Schulpflicht. Vollkommen absurd, wo wir genau wissen, dass es auf dieser Erde keinen Mangel gibt, sondern nur ein Verteilungsproblem. Die paar Bedürfnisse, die wir Menschen wirklich haben, wären so schnell befriedigt, würde man uns nicht länger künstlich davon abschneiden und uns somit in die Arme viel teurerer und aufwendigerer Ersatzbefriedigungen treiben. Und außerdem die Gier in uns anstacheln, die bei simulierter Verknappung ganz automatisch entsteht. Ein durch Studien klar belegter Effekt.

Ein Ende der Zwänge abzusehen?

Seit mit der »freimachenden« Stadtluft, mit der Industrialisierung und jetzt eben auch mit der Digitalisierung sich die Situation für immer mehr Menschen immer stärker entspannt, stellen wir tatsächlich fest, dass sich auch im gesellschaftlichen Klima einiges verbessert und viele Menschen sich heute insgesamt freier fühlen als noch ihre Mütter und Väter, Großmütter und Großväter usw. Man beachte alleine die viel zitierte Generation Y, die etliche Dinge hinterfragt, die für die Vorgängergenerationen noch immer unantastbar sind. Geben noch heute Menschen der ambitionierten Generation X ihre Kinder in die Frühbetreuung, um die Karriereleiter in Ruhe weiter zu erklimmen und schicken sie den Nachwuchs zu Frühchinesisch und in den Cello-Unterricht, um dem eigenen Optimierungsvorstellungen zu genügen, wird dies bei der jüngeren Generation immer stärker hinterfragt. Spätestens seit die Bindungsforschung uns ganz viel darüber erklärt, welches große Unheil Bindungsstörungen für unser weiteres Leben bedeuten und das aus einem unzureichend sicher gebundenen Menschen eben gerade kein selbstbewusster, resilienter, kreativer Mensch wird, passiert hier gerade ein starkes Umdenken.

Natürlich ist es dabei weiterhin problematisch, dass nicht überall auf der Welt diese Entwicklungen schon so weit fortgeschritten sind. Alleine im innerdeutschen Vergleich zeigt sich, dass sich viele Menschen im Osten Deutschlands bis heute sehr schwer damit tun, die eigenen schmerzhaften Bindungserfahrungen, hervorgerufen durch das unbarmherzige Krippensystem sowie die Folgen des künstlich erzeugten Mangels durch die Planwirtschaft und dem Aufwachsen in einem totalitären Misstrauenssystem zu überwinden. Dennoch bleibt zu hoffen, dass der Befreiungs-Prozess kontinuierlich weiter gehen kann – auch wenn wir um uns herum aktuell viel zu häufig den Ruf »Rückwärts!« vernehmen müssen. An uns allen ist es, die Fahne der Freiheit hochzuhalten, danach zu leben, so gut es geht und die Liberalisierungs-Prozesse ständig weiter zu treiben, damit wir unserem inneren Drang eben auch heute schon so gut wie möglich nachkommen können. Machen wir ja sowieso. Wir können ja gar nicht anders. Und natürlich müssen wir weiter dafür einstehen, dass alle Menschen auf diesem Planeten Teilhabe an dieser Freiheit genießen können. Versteht sich alles von selbst. Passender Musik-Tipp an dieser Stelle: »Revolution«, The Beatles, 1968

Wie siehst du das?

Findest du es denn wirklich schade, wenn es kein gottgegebener Funke ist, der unseren menschlichen Geist ausmacht sondern neurologische Prozesse? Dass wir ebenso wie andere Tiere und Pflanzen natürlichen Gegebenheiten unterliegen? Wenn juckt das bitteschön, wenn uns die determinierte Freiheit doch ein so unbeschreibliches Hochgefühl beschert?

Vielleicht fragst du dich jetzt gerade, ob das überhaupt alles plausibel ist, was ich hier schreibe. Ich möchte dir daher ein paar anschauliche Beispiele nennen, an denen ich festmache, dass wir all die Dinge, die unser Leben wirklich lebenswert machen, nicht beeinflussen können. Kannst du etwa steuern, wann du Hunger hast und worauf? Was gibt es schöneres als genau das zu essen, worauf man gerade so richtig Appetit hat? Gibt es ein besseres Gefühl als richtig ausschlafen zu können? Genau dann ins Bett zu gehen, wenn man wirklich müde ist und erst wieder aufzuwachen, wenn unsere Hormone uns das Zeichen geben und nicht der Hahn oder der Wecker? Wie wunderbar fühlt es sich an, sich frisch zu verlieben! Es gibt fast nichts Schöneres. Noch besser wird es eigentlich nur, wenn diese Liebe noch erwidert wird. In wen wir uns aber verlieben, können wir dabei überhaupt nicht steuern. Glaubst du nicht? Du denkst, du kannst das beeinflussen? Denkst gar, dass Liebe nur ein gesellschaftliches Konstrukt ist? Wieso verlieben wir uns denn dann aber auch unfreiwillig, in jemanden, der für uns auf Grund äußerer Zwänge nicht verfügbar ist und »I want the one I can’t have« 1 wird zur traurigen Dauerhymne für die nächste Zeit?

Wie toll fühlt es sich an, mit coolen, gelassenen Leuten, die einen genau so akzeptieren, wie man ist, den Abend zu verbringen oder das Wochenende oder gar einen ganzen Urlaub! Wer denkt da nicht: »Verdammt, das will ich immer!« ? Klar denkst du das! Der Wunsch nach Gemeinschaft gehört ja zu unseren ganz essentiellen, natürlichen Bedürfnissen. Trotzdem leben wir inzwischen auf Grund äußerer Zwänge in einer zunehmend vereinzelnden Welt und ringen immer verzweifelter nach Gemeinschaftserlebnissen oder nach doofen Ersatzbefriedigungen.

Der Artikel ist 2018 in Heft 78 – Umgang mit Medien erschienen.

Selbst Arbeit erfüllt uns! Wir lieben es, bei genügend freier Zeit, in der Garage zu handwerken, zu stricken, zu nähen oder zu kochen. Noch heute gibt es viele Menschen, die mit großer Leidenschaft jagen, angeln, Pilze sammeln. Selbst Gartenarbeit im kleinen Stil kann uns beglücken. Wenn diese Arbeit aber entfremdet wird und damit zur lästigen Pflicht verkommt, verwandelt sie sich zunehmend in etwas Unerträgliches, gerade wenn sie uns nicht genügend Zeit lässt, unsere anderen essentiellen Bedürfnisse zu stillen. Das Gleiche ist es eben auch mit dem Lernen. Können wir etwas verinnerlichen, in dem wir selbst den Sinn erkennen und es uns zu einem inneren Drang wird, dies zu erschließen, geht es sprichwörtlich kinderleicht und wie von selbst und beglückt uns. Werden wir von außen dazu gezwungen, greifen jedoch unsere vielfältigen Abwehrmechanismen und das fremdbestimmte Lernen wird zur Qual. ◼


Hier auch ein paar Wikipedia-Artikel, die mich selbst sehr stark in meiner Theorie-Findung weiter gebracht und bestärkt haben:

Wie war das mit der Hirnforschung? Eigentlich wollte ich hier ja auch noch über ein paar Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft schreiben. Aber all das hier ist schon ziemlich lang geworden und gerade kommt die Sonne raus. Ich habe nun den starken, inneren Drang mit meiner Familie nach draußen zu gehen und bin jetzt einfach mal so frei. Wenn euch dieser Themenkomplex näher interessiert, schreib ich euch schnell hier noch ein paar Bücher auf, in denen ihr selbst darüber nachlesen könnt. Sehr zu empfehlen finde ich:

Wolf Singer: Ein neues Menschenbild? Gespräche über Hirnforschung, surkamp; 7. Auflage, 2015

 

Michael Pauen: Was ist der Mensch? Die Entdeckung der Natur des Geistes, erschienen im Selbstverlag; 2014

Weitere Medienempfehlungen, die das Thema vertiefen:

Über die Auswirkungen von rigider Erziehung:

Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind – Über zwei NS-Erziehungsbücher, Psychosozial-Verlag; 5. Auflage, 2010

 

Alice Miller: Am Anfang war Erziehung, suhrkamp; 27. Auflage, 1983 DVD

 

Michael Haneke: Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte, 2009

Und darüber wie es auch anders geht:

Peter Gray: Befreit lernen – Wie Lernen in Freiheit spielend gelingt, Drachenverlag; 2015

 

Ekkehard von Braunmühl: Zeit für Kinder – Theorie und Praxis von Kinderfeindlichkeit, Kinderfreundlichkeit, Kinderschutz, tologo Verlag; unveränderte Neuauflage, 2006

 

  1.   Witziger Weise heißt es in dem Song tatsächlich: »On the day that your mentality catches up with your biology« Übersetzt: »Am Tag, an dem deine Geisteshaltung deine Biologie einholt…« aus the Smiths – I want the on I can’t have, Album: Meat is murder, 1985