Die Freilernerzeitschrift gibt es schon seit über 20 Jahren. Sie ist als Plattform für Familien, Initiativen und Vereine, die sich mit selbstbestimmten und selbstorganisierten Bildungsformen beschäftigen, entstanden. Es sind viele Familien dabei, die die Schulpflicht verweigern oder im Ausland schulfrei leben, sowie auch freie aktive und demokratische Schulen und junge Erwachsene, die sich alternative Bildungsprojekte organisieren. Wir bieten Raum für eine breite Vielfalt und stehen für Pluralität, Offenheit und Toleranz, doch wir stellen uns deutlich gegen jegliche diskriminierende, gewaltverherrlichende und nationalistische Ansätze und Ideologien.
Die Zeitschrift erscheint vier Mal im Jahr als gedruckte Ausgabe und ist auch digital als PDF erhältlich. Wer unsere Arbeit unterstützen möchte, kann dies mit einem Förderabonnement tun. Auch gibt es die Möglichkeit, in der Zeitschrift Kleinanzeigen und Werbeanzeigen zu schalten.
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Artikel lesen:
Erfahrungsbericht – Homeschooler in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Ostbelgien
Text: Petra Frank, Ausgabe Nr. 84
Unser Sohn beendet aktuell bereits das dritte Schuljahr im Hausunterricht in Belgien. Zuvor besuchte er für wenige Wochen eine Grundschule in Deutschland, wurde dort jedoch zunehmend frustrierter und trauriger und wollte letztendlich lieber egal wo in dieser Welt leben, als noch eine Stunde in der Schule verbringen zu müssen. Er selbst sprach nicht mehr von der Schule, er sprach von einem Gefängnis.
Aus unterschiedlichen Gründen gingen wir nicht in die Diskussion mit den Behörden in Deutschland, sondern wählten den für uns persönlich einfacheren Weg ins benachbarte Ausland. Nach dem Besuch einer in der Deutschsprachigen Gemeinschaft lebenden Familie entschieden wir uns für diese Region in Belgien.
WeiterlesenVision einer Bildungslandschaft
Text: Karen Kern, Ausgabe Nr. 83
Würden wir in Deutschland eine Umfrage zu „Bildungsorten“ durchführen, würde sicher bei fast allen Befragten als erstes „Schule“ genannt werden, vielleicht gefolgt von „Volkshochschule“ und weiteren ähnlichen Einrichtungen. Andere würden wohl Museen nennen, Bibliotheken, Theater, Konzerthäuser, Burgen u.a. Würden wir eine solche Umfrage unter Freilernern durchführen, käme sicher eine noch größere Fülle an verschiedenen Orten zusammen, denn Freilerner sind meist sehr kreativ darin, Bildungsorte zu entdecken. Nicht nur auf Ferien und Wochenenden beschränkt, gehen viele dieser Familien regelmäßig auf Entdeckungstour für neue Bildungsorte oder genießen schon entdeckte Orte. Dabei werden natürlich auch Orte entdeckt, die viele auf den ersten Blick gar nicht als Bildungsorte ansehen würden. Schauen wir unseren Kindern von Geburt an beim Aufwachsen zu, dann sehen wir, dass jeder Ort ein Bildungsort sein kann: der Fußboden in unserem Wohnzimmer mit all den Sachen, die da auf dem Boden liegen, unser Esstisch und unsere Stühle zum Klettern, die Küche zum Kochen, der Garten, um kleinste Tiere zu beobachten, eine tote Amsel am Straßenrand, die Tochter und Mutter zum Philosophieren über das Thema Tod bringt, …
Aber halt mal, entsteht da nicht eine zu große Beliebigkeit, wenn alles zum Bildungsort werden kann? Ist es nicht sinnvoll, hier eine klare Trennung zu haben? An diesen Orten findet Bildung statt, an jenen nicht! Wer bestimmt das eigentlich?
WeiterlesenDas Patriarchat ist überwunden – es lebe das Patriarchat!
Text: Sylvia Müller, Ausgabe Nr. 82
Männer und Frauen sind heute vor dem Gesetz gleichberechtigt. Letztere erobern frühere „Männerdomänen“, machen Karriere, entscheiden souverän über ihre Lebensgestaltung. Es scheint, als seien Frauen heute vor patriarchaler Gewalt geschützt. Dass Kinder durchaus noch Gewalt erleiden, die durch patriarchale Strukturen und die persönliche Geschichte von Erwachsenen entsteht, die die selbst in ihrer Jugend erlittene Gewalt weitergeben, ist sogar dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) klar. Im „Aktionsleitfaden Gewaltfreie Erziehung“ ist gleich in der Einleitung davon die Rede, dass (Stand 2004) immer noch 60% der deutschen Eltern eine Ohrfeige gegenüber ihren Kindern für „in Ordnung“ hielten.1 Wie viele Eltern das heute noch so sehen, ist mir nicht bekannt, aber ich gehe davon aus, dass sich diese Zahl nicht so drastisch verringert hat, wie es zu erhoffen wäre – alleine in unserer näheren Nachbarschaft berichten Kinder aus drei Familien davon, dass es bei ihnen noch körperliche Bestrafung gibt. Auch der „stille Stuhl“ ist weit verbreitet – selbst in Kitas.
Wie also sieht es aus mit patriarchaler Gewalt in unserer Gesellschaft – gegenüber Frauen wie gegenüber Kindern?
WeiterlesenWahlprüfsteine zur Landtagswahl in Sachsen
Bei den Wahlprüfsteinen zur Landtagswahl 2019 in Sachsen ist die Position von Bündnis 90 / Die Grünen Sachsen hervorzuheben. Diese sprechen sich in einem Positionspapier für die Entkriminalisierung des Freilernens aus. Auch bei den anderen Parteien wird deutlich, dass sich die Parteien hier schon deutlich intensiver mit Freilernen und Homeschooling auseinandergesetzt haben, als das in anderen Bundesländern der Fall ist. Hier wird es sich lohnen, genau zu lesen und mit den Parteien weiter den Dialog zu suchen.
WeiterlesenWahlprüfsteine zur Landtagswahl in Brandenburg
Anlässlich der Landtagswahl in Brandenburg am 1. September 2019 haben wir den größeren Parteien bildungspolitische Wahlprüfsteine geschickt. Aus Freilerner-Sicht ist in Brandenburg die Position der FDP Brandenburg dabei gerade besonders bemerkenswert, da sie in ihrem Wahlprogramm eine Bildungspflicht statt der Schulpflicht fordert.
WeiterlesenSchriftlose Sprachen, lesende Analphabeten und kulturelle Vielfalt
Text: Nina Downer, Ausgabe Nr. 81
Von den ca. 7.000 Sprachen, die derzeit weltweit gezählt werden, existiert fast die Hälfte nicht in schriftlicher Form. Es sind Sprachen, die ausschließlich mündlich verwendet werden.
Diese schriftlosen Sprachen beinhalten das Wissen von Generationen von Vorfahren, das hauptsächlich in Form von Geschichten, Mythen, Liedern und Ritualen weitergegeben wird. In vielen solcher Kulturen ist der „Geschichtenerzähler“ oder „Geschichtenbewahrer“ eine wichtige Berufung, die eine besondere soziale Stellung mit sich bringt.
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