Das Patriarchat ist überwunden – es lebe das Patriarchat!

Text: Sylvia Müller, Ausgabe Nr. 82

Männer und Frauen sind heute vor dem Gesetz gleichberechtigt. Letztere erobern frühere „Männerdomänen“, machen Karriere, entscheiden souverän über ihre Lebensgestaltung. Es scheint, als seien Frauen heute vor patriarchaler Gewalt geschützt. Dass Kinder durchaus noch Gewalt erleiden, die durch patriarchale Strukturen und die persönliche Geschichte von Erwachsenen entsteht, die die selbst in ihrer Jugend erlittene Gewalt weitergeben, ist sogar dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) klar. Im „Aktionsleitfaden Gewaltfreie Erziehung“ ist gleich in der Einleitung davon die Rede, dass (Stand 2004) immer noch 60% der deutschen Eltern eine Ohrfeige gegenüber ihren Kindern für „in Ordnung“ hielten.1 Wie viele Eltern das heute noch so sehen, ist mir nicht bekannt, aber ich gehe davon aus, dass sich diese Zahl nicht so drastisch verringert hat, wie es zu erhoffen wäre – alleine in unserer näheren Nachbarschaft berichten Kinder aus drei Familien davon, dass es bei ihnen noch körperliche Bestrafung gibt. Auch der „stille Stuhl“ ist weit verbreitet – selbst in Kitas.

Wie also sieht es aus mit patriarchaler Gewalt in unserer Gesellschaft – gegenüber Frauen wie gegenüber Kindern?

Patriarchale Gewalt gegen Frauen

Aus meiner Sicht findet patriarchale Gewalt gegen Frauen auf gesamtgesellschaftlicher und politischer Ebene heute viel subtiler statt als vor der Durchsetzung der Gleichheit der Geschlechter vor dem Gesetz, doch sie existiert und nimmt für einzelne Frauen teils massive Ausmaße an.

Die Emanzipations- und Frauenrechtsbewegung hat Errungenschaften gebracht, die ich würdige und die ich auf keinen Fall missen wollte. Leider geben sich jedoch aktuelle politische und gesellschaftliche Strömungen gegenüber Frauen, die scheinbar traditionelle Rollen erfüllen, intolerant und vielfach arrogant. Es entsteht starker Druck auf alle Frauen, aus diesen „antiquierten“ Rollen herauszuschlüpfen und stattdessen in das, was traditionell als Männerdomäne und damit als für Frauen unbedingt erstrebenswert postuliert wird, einzutreten – gleichgültig, ob die betreffenden Frauen das wollen und in welchem Maße. Frauen werden damit weiterhin bevormundet in dem, was sie zu tun haben, wie sie zu sein haben und was ihnen gesellschaftliche Achtung und Stellung verschafft. Die Gesellschaft und das „Gender Mainstreaming“ bestimmen, wie eine emanzipierte Frau zu leben hat und formen damit langsam aber sicher ein praktisch ebenso enges, rigides Rollenbild wie es in Zeiten vor der gesetzlichen Verwirklichung der Gleichberechtigung und der Aufnahme der Geschlechterdiskriminierung in das Diskriminierungsverbot vorherrschte.

Text und Zeichnung: Silvia Müller

Gleichzeitig erfahren Frauen in den traditionellen Männerdomänen oft nicht die Wertschätzung, die sie sich erhoffen und die ihnen selbstverständlich zusteht. Am deutlichsten spiegelt das die Tatsache wider, dass Frauen im Schnitt immer noch für die gleiche Arbeit bei gleicher Qualifikation um etwa 25% schlechter entlohnt werden bzw. dass traditionelle „Frauenberufe“ von der Bezahlung her weit abgeschlagen im unteren Bereich der Lohn- und Gehaltsskala liegen.

Patriarchale Gewalt gegenüber Frauen ergibt sich heute zwar nicht mehr direkt aus einer rechtlichen Benachteiligung und wird durch Gesetze nicht mehr legitimiert, jedoch ergibt sie sich aus meiner Sicht indirekt und teils sehr subtil aus:

  • fehlender gesellschaftlicher Anerkennung von Lebensmodellen, die traditionell dem Rollenbild der „unterdrückten Frau“ zugeordnet werden oder „zu viel“ davon enthalten,
  • fehlender Loyalität und Toleranz der Frauen untereinander,
  • einer Weigerung zur Aufarbeitung und kritischen Beleuchtung der Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung, die für Frauen und für die gesamte Gesellschaft unverzichtbare und großartige Beiträge geleistet hat, die jedoch wie alle gesellschaftlichen und politischen Bewegungen flexibel und reflektiert auf Bedürfnisse und Umstände eingehen muss, um nicht ein neues Dogma und erneute Unfreiheit zu schaffen,
  • politischem und sozialem Druck auf Frauen, erwerbstätig zu sein, der sich teilweise auch in einem unausweichlichen finanziellen Druck manifestiert.

Der letzte Punkt leitet über zu einem weiteren sehr kritischen Thema;

Was bedeutet die heutige Ausgestaltung der Gleichberechtigung der Frauen für Kinder und Jugendliche?

Patriarchale Gewalt gegen junge Menschen

Ich wage zu behaupten, dass auch Kinder von der Gleichberechtigung der Geschlechter und vom damit einhergehenden Abbau patriarchaler Strukturen stark profitiert haben und immer noch weiter profitieren, wenn ich auch weiter oben verdeutlicht habe, dass sich das Verbot von körperlicher Gewalt leider noch nicht vollständig in der Praxis durchgesetzt hat. Dennoch wurden junge Menschen bei der Umstrukturierung unserer Gesellschaft in weiten Teilen glatt vergessen (oder ignoriert?). Sie sind gleichzeitig Gewinner und Verlierer der weiblichen Emanzipation in ihrer heutigen Form und der nicht zuletzt unter dem schillernden Begriff des „Gender Mainstreaming“ vorangetriebenen gesellschaftlichen Umwälzungen. Wie komme ich zu dieser These?

Ich formuliere hierzu einige Punkte, die dies beleuchten sollen:

  • Wenn Mütter nicht mehr, wie nach dem „alten“ Rollenmodell üblich, die meiste Zeit zu Hause sind und auch keine anderen Menschen wie z.B. Väter oder Großeltern die Kinderbetreuung übernehmen, dann braucht es flächendeckende Betreuungsangebote. Soweit klar. Junge Menschen wurden jedoch bei der Ausweitung der sogenannten Fremdbetreuung nicht gefragt, ob sie den Großteil ihres Tages in einer Einrichtung wie der Kita oder der Ganztagsschule verbringen wollen. Sie wurden auch nicht gefragt, wie sie sich ihre Tage in einer Einrichtung gerne gestalten würden, wenn sie diese nun schon mangels Alternativen dort verbringen müssen. Wie sähen wohl ihre Antworten aus, würden sie dazu befragt?
  • Junge Menschen begegnen heute wie damals sehr ähnlichen Vorurteilen und Zuschreibungen:
  • Junge Menschen sind unmündig, sie dürfen und müssen in ihrer Selbstbestimmung beschnitten werden.
  • Junge Menschen können nicht selbst entscheiden, was gut für sie ist.
  • Junge Menschen müssen sich anpassen und auf die Erwachsenen hören, sie müssen erzogen und den Ansprüchen der Gesellschaft entsprechend geformt werden.
  • Einmal ehrlich: Sind die verschiedenen Bildungs- und Betreuungseinrichtungen wirklich entstanden, weil unsere Gesellschaft und die Wissenschaft erkannt haben, dass diese förderlich für persönliche Entfaltung und Wohlergehen der Jungen und Mädchen in unserer Gesellschaft sind? Oder erfolgte die massive und schnelle (oder sogar überstürzte) Ausweitung des Betreuungsangebots im Rahmen der Verfolgung politischer Ziele wie „Vollbeschäftigung“, „Beseitigung von Fachkräftemangel“, „Generieren von Steueraufkommen“ und „Kostenersparnis im Bereich der öffentlichen Ausgaben“, „Gender Mainstreaming“ und weiterer Ziele, die mit den echten Bedürfnissen junger Menschen praktisch nichts zu tun haben?

Text und Zeichnung: Silvia Müller

Welche Schlüsse ziehe ich daraus?

Sicher nicht, dass Frauen ab jetzt wieder zu Hause bei ihren Kindern bleiben sollten, auch wenn sie dies vielleicht gar nicht wollen. Auch ich bin sehr glücklich darüber, dass ich weitgehend selbst darüber bestimme, was ich mit meinem Leben anfange und wo und womit ich es verbringe – das würde ich keinesfalls missen wollen! Gleichzeitig finde ich es unzumutbar, dass die Befreiung eines Teils der Menschen unserer Gesellschaft – seien es nun Frauen oder Männer – auf Kosten der Freiheit, des Selbstbestimmungsrechts und womöglich sogar auf Kosten der physischen und psychischen Gesundheit einer Gruppe anderer Menschen stattfinden soll.

Das ist zugegebenermaßen ein Dilemma, das nicht so einfach zu lösen ist.

Was jedoch sofort umsetzbar und in die Wege zu leiten ist, ohne Frauen wiederum zu diskriminieren und in alte bereits abgelegte patriarchale Muster zu verfallen, ist aus meiner Sicht beispielsweise folgendes:

  • Politik, Gesellschaft und Gesetzgebung sollten danach streben, Frauen ohne Argwohn, Überheblichkeit, finanziellen Druck und beeinflussende Meinungsmache den persönlichen Lebensweg zuzugestehen, der diese in ihrer jeweiligen Situation erfüllt und der ihnen erstrebenswert scheint.
  • Ein Betreuungsplatz für Jungen und Mädchen unter 14 Jahren kostete im Jahr 2015 im Bundesdurchschnitt mehr als 7000€ pro Jahr.2 Wie viele Mütter, die heute aus rein finanziellen Gründen erwerbstätig sind – vielleicht sogar in einem Mini-Job – würden wohl bevorzugt ihre Töchter und Söhne betreuen, wenn diese Betreuungskosten wenigstens zu einem Teil an sie ausgezahlt würden? Besonders im Sinne der Jüngsten könnte es hier zu einer neuen Umverteilung der Gelder kommen, um die Lage für Familien zu entspannen und echte Wahlfreiheit zu ermöglichen.
  • Konzepte und Initiativen zum Eltern-Kinder-Coworking sollten öffentlich gefördert und Informationen dazu verbreitet werden.
  • Politische Bestrebungen sollten nicht in die Richtung laufen, die mächtige Industrie-Lobbyisten unserer Gesellschaft aufzuzwingen versuchen, sondern sich an Grund- und Menschenrechten sowie an den Bedürfnissen aller Bürgerinnen und Bürger – was die jüngsten unter ihnen ausdrücklich einschließt – orientieren.
  • Vätern sollten realistische Möglichkeiten eröffnet werden, sich die Betreuung ihrer Töchter und Söhne gleichberechtigt mit Müttern zu teilen, wann immer dies gewünscht ist. Heutige Konzepte wie Elterngeld und Anspruch auf Erziehungszeiten auch für Männer sind zwar erfreulich, aber letztlich nur Makulatur. Männer, die eine sogenannte „anspruchsvolle“ Position in einem Unternehmen bekleiden, haben sowieso selten eine Chance, diese Optionen auch zu nutzen. Doch auch Männer in sogenannten „einfachen“ Tätigkeitsbereichen trauen sich aus Angst um ihren Arbeitsplatz nur selten, entsprechende gesetzliche Regelungen in Anspruch zu nehmen. Hier muss auch von Seiten der Politik der Weg geebnet werden für die reale Umsetzung moderner Arbeitskonzepte wie z.B.:
  • Teilzeitarbeit und Job Sharing auch in Führungspositionen sowie Absicherung des Rechts auf Wahrnehmung gesetzlicher Regelungen für alle
  • Flexibilisierung der Bedingungen hinsichtlich Arbeitszeit und Arbeitsort
  • Einhaltung der Arbeitsschutzregelungen auch in außertariflichen und in Führungspositionen
  • Umsetzung moderner Arbeitsmodelle und Auszeiten für Väter (und natürlich Mütter)
  • Außerfamiliäre Kinderbetreuung und auch Schule müssen sich an den Bedürfnissen der jungen Menschen orientieren – es braucht beispielsweise dringend
  • bindungsorientierte Konzepte, und zwar nicht nur für sehr kleine Jungen und Mädchen, sondern (ganz besonders bei Ganztagsbetreuung) auch noch bis ins Jugendalter hinein,
  • Flexibilität bei Betreuungszeiten (statt starrer Anwesenheitspflicht nach Anmeldung beispielsweise in Ganztagsschulen),
  • Schwerpunktlegung auf (echten) Gewaltverzicht, Beziehungen auf Augenhöhe, Wahrung der Grundrechte und größtmögliche Sicherung der Wahlfreiheit junger Menschen im Alltag von Einrichtungen sowie bei Ausbildung und Auswahl von Betreuungs- und Lehrpersonal,
  • Anpassung der Betreuungsschlüssel und Gruppengrößen an die Bedürfnisse der jungen Menschen statt an geplante Budgets und verfügbares Personal,
  • angemessene Bezahlung und Wertschätzung für Menschen, die Kinder und Jugendliche betreuen und begleiten.

Viele dieser Maßnahmen sind unbequem und unpopulär, und ich höre im Geiste die Schreie:

„Das alles gefährdet den Wirtschaftsstandort Deutschland, unsere Arbeitsplätze und unseren Wohlstand!“

„Das ist unmöglich! Wie soll das realisiert werden? Dafür reicht das Geld nicht!“

Und so weiter…

Ich glaube diesen reflexartigen Entgegnungen nicht mehr einfach so.3

Wir haben die Verantwortung für unsere Gesundheit, unser Leben und für die Lebenswelt unserer Nachkommen. Wie können wir uns erlauben, dies alles den oben zitierten Floskeln zu unterwerfen und letztlich zu opfern?

Mein Fazit:

  • Die Gleichberechtigung der Frauen hat sowohl für Frauen wie auch für Kinder eine massive Verringerung offener Gewalt und Unterdrückung gebracht, und ohne sie wäre aus meiner Sicht auch das Gewaltverbot in der Kindererziehung (§1631 BGB) nicht in Erwägung gezogen, geschweige denn gesetzlich formuliert worden. „Die Frauen“ befreien sich jedoch faktisch zu einem guten Teil aus patriarchalen Strukturen auf Kosten ihrer eigenen echten Wahlfreiheit UND auf Kosten der jungen Menschen, die dadurch die Befreiung der Frauen als eine neue Art von patriarchaler Gewalt erleiden. Das Ende des Patriarchats ist noch lange nicht erreicht, auch wenn die Mehrheit der Menschen in unserer Gesellschaft das gerne glauben will.
  • Der Zuwachs an Rechten für Frauen ist faktisch bedeutend größer als der gleichzeitige Verzicht vieler männlicher Mitglieder unserer Gesellschaft auf vermeintlich männliche Vorrechte. Gleichzeitig stehen Männer immer noch unter einem hohen Erwartungsdruck, was ihre „männliche Rolle“ angeht, Frauen sowieso. Dies geht leider nicht nur auf Kosten der Rechte von Kindern. Beide Geschlechter erleben so subtile Gewalt in unserer Gesellschaft.
  • Kinder standen und stehen im Prozess der weiblichen Emanzipation nicht (mit) im Mittelpunkt der Bestrebungen zur Überwindung patriarchaler Strukturen. Ihre Bedürfnisse fanden und finden dadurch nicht die Berücksichtigung, die angemessen wäre, sowohl im Hinblick auf die Grund-und Menschenrechte als auch bezüglich des Rechts auf Gewaltverzicht in der Erziehung.

Aus meiner Sicht ist es dringend notwendig, dass es nun zu einer Überwindung der patriarchalen Gewalt gegenüber jungen Menschen kommt. Die Paternalismusdebatte nimmt gerade so richtig Fahrt auf – und das ist gut so.

Ich habe wenn auch einige Ideen, so doch trotz aller Kritik kein ausgereiftes Konzept, wie auch junge Menschen in ihren Rechten und in ihrer Einzigartigkeit gewürdigt werden können, ohne dass Mütter (oder auch Väter) wiederum ihre errungene Freiheit und Selbstbestimmung zu einem gewissen Maß verlieren und ohne dass es zu einer (erneuten oder neuen) Bevormundung des einen oder des anderen Geschlechts kommt.

Jedoch sehe ich, dass die gesellschaftlichen und politischen Tendenzen den Bedürfnissen und Rechten junger Menschen immer mehr zuwiderlaufen – wenn auch verbrämt durch Behauptungen, man wolle „optimal fördern“, etc. pp. Hier MUSS es aus meiner Sicht einen Richtungswechsel geben, denn die Experimente „Kinderbetreuung“, „frühe Fremdbetreuung“ und „Ganztagsbeschulung“ finden völlig überstürzt und ohne vorherige Erforschung, Abklärung und Absicherung der Folgen für die Betroffenen und für unsere Gesellschaft als Ganzes direkt im großen Stil an „lebenden Objekten“ statt.

Was daraus entstehen wird, kann also noch niemand wirklich absehen, aber dass sich viele Kinder nicht mehr wohl fühlen, dass sich Verhaltensauffälligkeiten häufen und dass das Auftreten unsicherer und desorganisierter Bindungsmuster rapide zunimmt (das haben nicht nur John Bowlby und Mary Ainsworth4 und viele nach ihnen bereits erforscht, sondern unter anderem auch einige Kinderpsychologen und Kinderärzte5 erkannt), sind nur einige bedenkliche Tendenzen.

Ich finde es wichtig, dass sich Erwachsene für die Belange junger Menschen engagieren, denn diese haben durch ihr faktisch nicht vorhandenes politisches Mitspracherecht sowie durch die Tatsache, dass es ihnen letztlich bis zum Alter von 18 Jahren ohne Zustimmung der Sorgeberechtigten oder des Jugendamts nicht möglich ist, eine gerichtliche Durchsetzung ihrer Rechte zu erwirken, keine Chance sich von paternalistischer Bevormundung effektiv und dauerhaft zu befreien.

Wie also patriarchale Gewalt überwinden?

Die Lösung, die wir als Gesellschaft als Antwort auf diese Frage gefunden zu haben glauben, ist zu einfach gestrickt und in großen Teilen zutiefst unfair, denn sie drängt zum einen Frauen – und auch Männer – in Rollen, die vielen von ihnen nicht gerecht werden und die die Individualität und Entfaltung der Menschen ganz generell und unabhängig von ihrem Geschlecht teils massiv beeinträchtigen.

Zum anderen, und das ist für mich die größte, dringendste und bedrohlichste Auswirkung dieser „Lösung“, opfert sie die Rechte der jungen Menschen der Gleichberechtigung der Geschlechter.

Ein Grundsatz unseres Rechtsstaates ist das Prinzip, dass die Freiheit des Einzelnen dort ihre Grenze findet, wo die Freiheitsrechte des anderen beeinträchtigt werden. Gilt dies denn nicht auch für Gruppen von Menschen?

Findet nicht die Freiheit einer Gruppe von Menschen – hier der Erwachsenen – da ihre Grenze, wo sie die Freiheitsrechte einer anderen Gruppe – hier der jungen Menschen – verletzt? Junge Menschen wurden vor den Errungenschaften zur gesetzlichen Gleichstellung der Geschlechter in ihren Rechten missachtet und sie werden es noch heute (wenn auch subtiler). Dies ist unwürdig, nicht rechtmäßig und auf Dauer zudem untragbar. Eine ganz neue, intelligente und von Grund auf ehrliche Antwort muss her!6

1Quelle: https://www.bmfsfj.de/blob/93222/2652d49a743e5a7e286c160c0c356852/aktionsleitfaden-gewaltfreie-erziehung-data.pdf

2Quelle: http://kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/kita-politik/bildungspolitik/1650

3Sie zeigen, wie kurzfristig das Denken ist und wie gründlich die Gesellschaft von Heute künftige Kosten für beispielsweise Gesundheit und soziales Miteinander der nachfolgenden Generationen ausklammert, statt sie zu internalisieren – wie wenig also wirklich nachhaltiges Denken und Handeln in unserer Gesellschaft und in der Politik eine Rolle spielen.

4Siehe z.B. https://de.wikipedia.org/wiki/Bindungstheorie

5beispielsweise der leider bereits verstorbene Dr. Rüdiger Posth, eine Liste seiner interessanten Bücher findet sich beispielsweise hier: https://buch-findr.de/autoren/posth-ruediger/

Außerdem interessant auch sein Bereich des Forums „Rund-Ums-Baby“ (https://www.rund-ums-baby.de/entwicklung/)

6P.S.: Ich habe mich in meinem Text auf patriarchale Gewalt aufgrund von Geschlecht bzw. Elternschaft sowie Alter beschränkt. Jedoch sehe ich patriarchale Gewalt auch überall dort, wo Menschen aus irgendwelchen Gründen nicht oder nicht mehr als mündige Bürger gelten und daher von „Vater Staat“, „Betreuer/in“, „Vormund“ oder Amtspersonen in ihrer Selbstbestimmtheit offiziell eingeschränkt werden, aber auch dort, wo Menschen eine inoffizielle auf einem irgendwie gearteten Machtgefälle beruhende Entwürdigung und Einschränkung ihrer Selbstwirksamkeit erfahren. Dies betrifft auch in erschreckendem Maß viele Menschen mit einer sogenannten Behinderung oder Beeinträchtigung, an Demenz Erkrankte oder Menschen, die psychisch erkranken, Obdachlose, Geflüchtete und viele weitere.

6P.S.: Ich habe mich in meinem Text auf patriarchale Gewalt aufgrund von Geschlecht bzw. Elternschaft sowie Alter beschränkt. Jedoch sehe ich patriarchale Gewalt auch überall dort, wo Menschen aus irgendwelchen Gründen nicht oder nicht mehr als mündige Bürger gelten und daher von „Vater Staat“, „Betreuer/in“, „Vormund“ oder Amtspersonen in ihrer Selbstbestimmtheit offiziell eingeschränkt werden, aber auch dort, wo Menschen eine inoffizielle auf einem irgendwie gearteten Machtgefälle beruhende Entwürdigung und Einschränkung ihrer Selbstwirksamkeit erfahren. Dies betrifft auch in erschreckendem Maß viele Menschen mit einer sogenannten Behinderung oder Beeinträchtigung, an Demenz Erkrankte oder Menschen, die psychisch erkranken, Obdachlose, Geflüchtete und viele weitere.

Der Artikel ist 2019 in Heft 82 – Patriarchale Gewalt erschienen.