Die Freilernerzeitschrift gibt es schon seit über 20 Jahren. Sie ist als Plattform für Familien, Initiativen und Vereine, die sich mit selbstbestimmten und selbstorganisierten Bildungsformen beschäftigen, entstanden. Es sind viele Familien dabei, die die Schulpflicht verweigern oder im Ausland schulfrei leben, sowie auch freie aktive und demokratische Schulen und junge Erwachsene, die sich alternative Bildungsprojekte organisieren. Wir bieten Raum für eine breite Vielfalt und stehen für Pluralität, Offenheit und Toleranz, doch wir stellen uns deutlich gegen jegliche diskriminierende, gewaltverherrlichende und nationalistische Ansätze und Ideologien.
Die Zeitschrift erscheint vier Mal im Jahr als gedruckte Ausgabe und ist auch digital als PDF erhältlich. Wer unsere Arbeit unterstützen möchte, kann dies mit einem Förderabonnement tun. Auch gibt es die Möglichkeit, in der Zeitschrift Kleinanzeigen und Werbeanzeigen zu schalten.
Und wer regelmäßig zu unseren Themen informiert werden möchte, kann unserer Facebookseite folgen und sich in unseren Freilerner-Newsletter eintragen.
Artikel lesen:
Was wollen wir künftig?
Erschienen 2016 in Heft 70 – Was wollen wir künftig?.
Claudia:
Grundsätzlich bin ich nicht gewillt, mich einfach so damit zu arrangieren, was vorgegeben ist. Was nicht zwangsläufig bedeutet, daß ich alles verwerfe. Doch wird alles geprüft, ob es so für mich (noch) stimmt. Ständig. Nach dem zu urteilen, was die meisten Leute laufend von sich geben, sind sie alle unzufrieden damit, wie ihr Leben eingerichtet ist. Trotzdem machen sie weiterhin was vorgegeben ist. Viele Programme sind schon so lange verinnerlicht, daß es sich anfühlt, als seien es natürliche Gegebenheiten, die einfach zum Leben dazugehören. „So ist es eben“, oder „da kann man halt nichts machen“ heißt es dann oft. Weiterlesen
Nichtstun als pädagogische Basiskompetenz
Warum wir mehr Muße für das Lernen benötigen
Das Nichtstun als Vorurteil?!
Auf den ersten Blick ist Nichtstun in der Pädagogik negativ besetzt. Man denkt an »Faulenzer«, »Sitzenbleiber« und an so genannte »Taugenichtse«, vor denen uns wohlmeinende Menschen immer warnen. Pädagogik, Bildung und Erziehung sind vielmehr – so die Meinung – dynamische Prozesse, bei denen Educandus und Educand fleißig, strebsam, gehorsam, aktiv und stets bereit zur Höchstleistung zu sein haben – denn schließlich sind »Lehrjahre keine Herrenjahre«. So der Volksmund und eine weit verbreitete Ansicht.
Muße und Nichtstun sollen im Folgenden dagegen als eine pädagogische Grundfunktion, gleichsam als Voraussetzung für gelungene Bildung und Erziehung, definiert werden. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln wird dazu das Nichtstun betrachtet, um anschließend für die Pädagogik ein Resümee zu ziehen. Weiterlesen
Willkommen Vielfalt, Willkommen Fremde!
Das Fremde zu respektieren, willkommen zu heißen und zu integrieren, verlangt die Vielfalt unter den schon hier Lebenden und – ja auch – die Vielfalt willkommen zu heißen!
Vor drei Jahren, am 5. November 2012 fand in Wandlitz am Nordostrand von Berlin, wo bis 1989 in einer abgelegenen Waldsiedlung die Politbüroprominenz der SED ihr abgeschottetes, kleinbürgerliches Privilegien-Dasein führte, die größte Versammlung seit der Wende statt: Mehr als 400 Menschen hatten sich versammelt, um mehrheitlich zum Ausdruck zu bringen: »Nein zum Heim!«. Gemeint war das geplante Flüchtlingsheim im leer stehenden ehemaligen Oberstufenzentrum.
Der Artikel ist 2016 in Heft 68 – Gesellschaftliche Vielfalt – vielfältige Gesellschaft erschienen.
Eine Initiative „für humane Einzelunterbringung, gegen ein Flüchtlingsheim“ hatte in kurzer Zeit 400 Unterzeichner und Unterzeichnerin gefunden, darunter fast die gesamte Gemeindevertretung. Wie sich später herausstellte, war es ein ungewolltes Bündnis von jenen, die wirklich humane Wohnverhältnisse für Geflüchtete forderten und jenen, für die diese Losung angesichts kaum vorhandener (nach dem Asylbewerberleistungsgesetz bezahlbarer) Flüchtlingswohnungen darauf hinauslief: »Keine Flüchtlinge in Wandlitz!«.
In der Nacht vorher fasste ich den Entschluss, trotz der zu erwartenden Widerstände einen Diskussionsbeitrag zu halten, der angesichts von bis dahin schon 18.000 im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlingen aber auch angesichts zig tausender während der Nazizeit auf allen Kontinenten aufgenommener rassisch und politisch Verfolgter aus Deutschland, für die Solidarität mit den Geflüchteten aufrief. Weiterlesen
Freilernen braucht Vielfalt
Stellt euch mal vor, wir wären alle gleich. Wir hätten alle die gleichen Ansichten, die gleichen Wünsche, die gleichen Probleme, den gleichen Beruf, ja sogar das gleiche Lieblingsessen. Wäre das nicht furchtbar langweilig?!
Eine Welt, in der alle gleich wären, wäre ziemlich eintönig und würde wohl auch kaum viele Lernmöglichkeiten bieten. Wenn wir immer nur dem begegnen würden, was wir eh schon kennen, würden wir uns höchstwahrscheinlich auch selbst nie in all unserer Vielfalt und unserem Facettenreichtum kennenlernen. Wir würden uns auf das beschränken, was offensichtlich ist und das, was da noch so alles versteckt in uns schlummert, nie entdecken. Wir würden nur äußerst selten überrascht und inspiriert werden, durch das, was andere tun, was wir irgendwo sehen oder lesen oder was wir in einem Gespräch hören. Weiterlesen
Widersprüchliche Freiheit
Überlegungen zur politischen Dynamik der Freilernerszene
1. Vorbemerkung
Ausgangspunkt dieser Überlegungen war eine Diskussion, die vor kurzem in einer Facebook-Gruppe stattfand. Es ging darum, welche Rolle rechtsorientierte Esoterik und Verschwörungstheorien innerhalb der »Freilerner-Szene« spielen bzw. spielen dürfen. Wer im Verlauf dieser Debatte die Profile bzw. Timelines vieler Beteiligter durchging, fand dort auffällig oft ein ähnliches Set von Interessen: unwissenschaftliche Impfkritik (»Masern gibt es nicht«, AIDS vielleicht auch nicht), extremer Antiamerikanismus (»die USA stehen hinter ISIS«), Pro-Putin-Positionen, Reichsbürger-Ideologie, vermischt mit alternativen Lifestylethemen wie Rohkost, Allergien, Veganismus, Yoga. Die Tatsache, dass auf Facebook immer wieder derartige Beiträge auftauchten, führte zu der Frage: Ist das Zufall? Handelt es sich um den Versuch bestimmter Strömungen, das Thema »Freilernen« strategisch für sich zu vereinnahmen? Oder weist möglicherweise das »Freilernertum« selbst eine inhärente Schlagseite auf, die es für (rechts-)esoterische, verschwörungstheoretisch grundierte Positionen anfällig macht? Um dies zu prüfen, soll hier – über das genannte facebook-Phänomen hinaus – die grundsätzliche Frage nach der politischen Dynamik der Freilerner-»Szene« gestellt werden, ausgehend von der Frage, wie diese Szene historisch-soziologisch überhaupt einzuordnen ist. Wer dies prüfen will, stößt wie alle, die sich mit Freilernern beschäftigen, auf das Problem der schmalen Datenbasis, verschärft durch die Illegalität des schulfreien Lebens in Deutschland; naturgemäß bleibt deshalb das Folgende in vieler Hinsicht lückenhaft und basiert in wissenschaftlich eigentlich unzulässigem Ausmaß auf subjektiven Beobachtungen in den sozialen Netzwerken. Weiterlesen
Zeit für Commonist*innen!
Commons sind in aller Munde – als zentraler Begriff spielen sie im Diskurs um alternatives Wirtschaften eine bedeutende Rolle. Wieso sind Commons so im Kommen? Ist die Idee dahinter neu und unbekannt oder gab es vielleicht sogar schon früher gemeinschaftlich organisiertes Zusammenleben und solidarisches Miteinander? Wer sagt eigentlich, dass homo oeconomicus und auf Konkurrenz basierender Kapitalismus natürlich sind – sprich schon immer da waren? Dass wir eben von Natur aus individuelle Nutzenmaximierer*innen sind und keine kooperativen, sozialen Wesen? Weiterlesen