Die Freilernerzeitschrift gibt es schon seit über 20 Jahren. Sie ist als Plattform für Familien, Initiativen und Vereine, die sich mit selbstbestimmten und selbstorganisierten Bildungsformen beschäftigen, entstanden. Es sind viele Familien dabei, die die Schulpflicht verweigern oder im Ausland schulfrei leben, sowie auch freie aktive und demokratische Schulen und junge Erwachsene, die sich alternative Bildungsprojekte organisieren. Wir bieten Raum für eine breite Vielfalt und stehen für Pluralität, Offenheit und Toleranz, doch wir stellen uns deutlich gegen jegliche diskriminierende, gewaltverherrlichende und nationalistische Ansätze und Ideologien.
Die Zeitschrift erscheint vier Mal im Jahr als gedruckte Ausgabe und ist auch digital als PDF erhältlich. Wer unsere Arbeit unterstützen möchte, kann dies mit einem Förderabonnement tun. Auch gibt es die Möglichkeit, in der Zeitschrift Kleinanzeigen und Werbeanzeigen zu schalten.
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Artikel lesen:
Entscheidungskind
Da gibt es diese Geschichten, von denen eigentlich jeder Mensch eine hat, die er sein ganzes Leben lang mit sich herum trägt. Erfahrungen, die man vor vielen langen Jahren gemacht hat, die einen immer wieder beschäftigen, einholen, sich breit machen und sich einem stolz als immer wiederkehrendes Problem vorstellen.
Der Artikel ist 2015 in Heft 66 – Entscheidungen erschienen.
Zum Thema »Entscheidungen« fällt mir deshalb als erstes ein, dass ich doch das Entscheidungskind bin. Eins dieser so häufig gewordenen Scheidungskinder, mit dem Zusatz, dass ich meine Zuhause in wöchentlichem Rhythmus gegeneinander ausgetauscht habe, freiwillig natürlich. Eigentlich war der Wochenrhythmus aber jeder Zeit unterbrechbar und ich durfte mich frei entscheiden, wohin ich zu welcher Zeit gehen und wann ich wo bleiben wollte. Völlige Entscheidungsfreiheit kann man so was nennen. Oder auch maßlose Entscheidungsüberforderung. Und deshalb kam es eines Tages dazu, dass ich anfing der Entscheidung zu entsagen. Noch nicht mal bewusst wahrscheinlich, bin ich oft nach der Schule durch die Stadt gelaufen, ohne ein genaues Ziel zu haben. Geleitet von dem unterbewussten Wissen, das ich mich nicht entscheiden will, in welchem Bett ich heute Nacht schlafe. Wenn ich mir jetzt vorstelle, wie ich damals wohl ausgesehen habe, dann sehe ich ein etwa 15 jähriges Mädchen das alleine durch die Fußgängerzone einer großen Stadt schlendert, vorbei an vielen Leuten, mit einer großen Grübelwolke um ihren Kopf. Weiterlesen
1. internationaler Online-Bildungskongress für freies Lernen und freie Bildung
Seit Jahren begleitet mich der Gedanke an eine Konferenz oder einen Kongress, bei dem das Thema Freilernen und selbstbestimmtes Lernen eine wichtige Rolle spielt. Zur Vernetzung, zur Information für Interessierte und auch, um Menschen zu erreichen, die jetzt vielleicht etwas allgemeiner interessiert sind und sich mit dem Thema Freies Lernen als solches noch gar nicht auskennen oder näher in Berührung waren. Selbst aus der »Attachment-Parenting-Ecke« kommend, war und ist für uns das freie, selbstbestimmte Lernen und Leben die logische Fortsetzung eines bedürfnisorientierten Umgangs mit Baby und Kleinkind. Und wir erleben, dass gerade bei jenen, die jetzt ganz kleine Kinder haben, viele ebenfalls diese Fortsetzung suchen und auf der Suche nach Alternativen zu den vorgezeichneten Wegen sind.
Erschienen 2016 in Heft 68 – Gesellschaftliche Vielfalt – vielfältige Gesellschaft.
Sowohl aus der persönlichen Erfahrung als Mama von drei Kindern als auch aus meinen Tätigkeiten als Trageberaterin, Stillberaterin etc. kenne ich die Schwierigkeiten gut, wenn man überregionale , vielleicht gar mehrtägige Veranstaltungen besuchen will: Wie reisen wir hin, wenn das Kind z.B. immer weint beim Autofahren und keine adäquate Zugstrecke vorhanden ist? Kann der Partner mit? Wer sonst passt während der Veranstaltungen auf das Kind auf? Hilfe, der Mittagsschlaf! Oder kann ohnehin immer nur maximal einer von beiden Partnern gehen, denn mit Kleinkind in der Konferenzrunde geht auch unter Freilernern nicht lange gut? Und die Kosten…
Das Schulfrei-Festival war hierbei so ziemlich unser persönlicher Super-Gau: Beim ersten 2013 waren wir verhindert wegen Gebärens (ja, ein echtes Schulfrei-Baby). 2014 direkt aus England angereist und es gerade so geschafft, hatten der Kleinste und ich die meiste Zeit mit einem Magen-Darm-Virus zu kämpfen und nicht so wirklich viel von Veranstaltungen und Co. Dieses Jahr dann sozusagen die komplette Nullnummer mit zeitweilig vier von fünf anwesenden Familienmitgliedern krank – wir waren eigentlich nur körperlich anwesend auf dem Platz und verpassten fast alles, was wir uns vorgenommen hatten und mehr.
Die Lösung im digitalen Zeitalter: Online! Zum einen können wir so wirklich Menschen aus dem Ausland als Interviewpartner dazuholen, die man nicht persönlich anreisen lassen könnte. Und jeder Teilnehmer kann von seinem Sofa oder jedem beliebigen anderen Ort irgendwo auf der Welt (sofern dieser Internet hat) teilnehmen. Und zwar morgens um 7, mittags um 15 Uhr oder um Mitternacht, ganz egal, wann immer er halt eben Zeit hat. Und es schaut halt vielleicht auch jemand, der bisher noch nicht so viel Interesse am Thema hat, um irgendwo hin zu reisen. Niedrigschwelliges Angebot, Information und damit hoffentlich ein weiterer Schritt auf dem Weg zu echter Bildungsfreiheit. Weiterlesen
Ergebnisse der Studie von Peter Gray und Gina Riley: Wenn Freilerner erwachsen werden…
Dr. Peter Gray ist ein Psychologie-Professor am Boston College, der sich momentan hauptsächlich der Forschung über die natürlichen Wege des Lernens von Kindern und dem lebenslangen Wert des Spielens widmet. In seinem kürzlich erschienenen Buch »Free to Learn« (Basic Books, 2013) plädiert er dafür, Kindern wieder mehr freies Spielen zu ermöglichen, da dieses physisch, emotional und mental das Gesündeste für ihre Entwicklung und ihren Lernprozess ist. Darüber hinaus schreibt er auch zu diesem Thema in seinem Blog »Freedom to Learn«.
Gina Riley, Ph.D. ist Bildungspsychologin und klinische Professorin für Jugend-Sonderpädagogik an der City University of New York – Hunter College. Ihre Studien und Veröffentlichungen beinhalten Arbeiten zu Unschooling, erwachsenen Freilernern, Homeschooling, Worldschooling, innerer Motivation und selbst-gesteuertem Lernen in alternativen Lernumgebungen.
Erschienen 2015 in Heft 65 – Innere und äußere Strukturen.
Im Jahr 2011 führte Dr. Peter Gray zusammen mit seiner Kollegin Dr. Gina Riley eine Studie unter Eltern von freilernenden Kindern durch (232 Teilnehmer), in der deutlich wurde, dass die Eltern das Freilernen als großen Gewinn für die Kinder und die ganze Familie betrachteten. Die wenigen Herausforderungen, die erwähnt wurden, hatten hauptsächlich damit zu tun, dass sie das Freilernen gegenüber denen, die es nicht verstanden oder nicht billigten, verteidigen mussten und dass sie einige ihrer eigenen kulturell verwurzelten, gewohnheitsmäßigen Denkweisen über Bildung überwinden mussten.
Die Ergebnisse jener Studie führten zu einigen neuen Fragen: Wie beurteilen die freilernenden Kinder selbst die Freilerner-Erfahrung? Können erwachsene Freilerner eine Hochschulbildung erlangen, falls sie sich dazu entscheiden? Und können sie eine gewinnbringende und zufriedenstellende Erwerbstätigkeit finden? Diese Fragen mündeten in eine Studie über erwachsene Freilerner, die im Jahr 2013, ebenfalls von Dr. Peter Gray und Dr. Gina Riley, durchgeführt wurde. Weiterlesen
Perpetual Notion
Vielen Dank an www.kidsync.blogspot.de für diesen tollen Cartoon! 2013 haben wir ihn ins Deutsche übersetzt und in Heft Nr. 59 – Visionen – und alte Geschichten veröffentlicht.
»Auch hier lernen wir frei«
Erschienen 2012 in Heft 57 – Freilerner in Europa.
Hallo,
ich bin Louisa. Im Mai werde ich 13 Jahre alt. Ich lebe in Baden-Württemberg, mit meinen Zwillingsschwestern die im Mai 11 Jahre alt werden. Meine Mutter ist aus Amerika und kannte daher Home Education schon lange, und sie hat meinen Vater versprechen lassen, dass ihre noch ungeborene Kinder nie zur Schule gehen müssten, außer wenn wir wollten. Als ich dann schulpflichtig war, hat Mama alle Schulen in unserem Umkreis besucht und geschaut ob irgendwas für uns dabei wäre. Meine Freunde waren alle in der Schule, und ich wollte auch unbedingt gehen. Meine Eltern haben sich für die Waldorfschule entschieden, und dort ging ich dann ein Jahr hin. Aber wir haben dann bemerkt, dass das auch nicht unser Ding ist. Und so ging ich dann nach den Sommerferien nicht mehr in die Schule. Weiterlesen
Filmtipp: »Schooling the World«
Erschienen 2015 in Heft Nr. 67 – Entschulung der Gesellschaft.
Wie lernen Kinder für ihre Zukunft? Wer bestimmt wie und was in Schulen gelehrt wird? Und welchen Einfluss hat dies auf die Kultur(en) und Entwicklung vor Ort?
Diesen Fragen, und noch so manchen anderen, geht Carol Black in ihrem Dokumentarfilm »Schooling the World« nach.
Der Film zeigt am Beispiel von Ladhak in Indien, welche Auswirkungen die Ausbreitung des westlichen Schulsystems auf die örtliche Bevölkerung und Kultur hat. Den Kindern wird in den Schulen dort (oft Internate) auf kolonialistische Art und Weise eine ihnen fremde Kultur übergestülpt, während die eigene Kultur mit ihrem altbewährten Wissen, Traditionen und Sprache degradiert wird. Auch die Verbindung zur Natur und zu dem Land, das sie bewohnen und bewirtschaften, geht dabei verloren. Die Generationen werden untereinander zunehmend entfremdet und die Kinder und Jugendlichen laufen nach Verlassen der Schule einem ihnen eingepflanzten aber meist unerreichbarem Ideal der westlichen reichen Konsumgesellschaft hinterher und fühlen sich gleichzeitig entwurzelt und orientierungslos. Weiterlesen