Die Freilernerzeitschrift gibt es schon seit über 20 Jahren. Sie ist als Plattform für Familien, Initiativen und Vereine, die sich mit selbstbestimmten und selbstorganisierten Bildungsformen beschäftigen, entstanden. Es sind viele Familien dabei, die die Schulpflicht verweigern oder im Ausland schulfrei leben, sowie auch freie aktive und demokratische Schulen und junge Erwachsene, die sich alternative Bildungsprojekte organisieren. Wir bieten Raum für eine breite Vielfalt und stehen für Pluralität, Offenheit und Toleranz, doch wir stellen uns deutlich gegen jegliche diskriminierende, gewaltverherrlichende und nationalistische Ansätze und Ideologien.
Die Zeitschrift erscheint vier Mal im Jahr als gedruckte Ausgabe und ist auch digital als PDF erhältlich. Wer unsere Arbeit unterstützen möchte, kann dies mit einem Förderabonnement tun. Auch gibt es die Möglichkeit, in der Zeitschrift Kleinanzeigen und Werbeanzeigen zu schalten.
Und wer regelmäßig zu unseren Themen informiert werden möchte, kann unserer Facebookseite folgen und sich in unseren Freilerner-Newsletter eintragen.
Artikel lesen:
Ivan Illichs “Deschooling society” verstehen oder mißverstehen?
Erschienen 2015 in Heft Nr. 67 – Entschulung der Gesellschaft.
Über Ivan Illich (1926 – 2002) und sein Buch »Deschooling Society«1 zu schreiben ist ein Ansinnen, dem andere vielleicht nüchterner, distanzierter als ich sich widmen können: Dadurch, daß ich ihm persönlich begegnet bin, sind meine Aussagen selbstverständlich sehr subjektiv. Dadurch, daß viele seiner Analysen und kritischen Positionen mich so begeisterten und sehr dazu beitrugen, mein Denken zu schärfen, meine Radikalität zu wecken und zu nähren, ist es unabdingbar, daß in diese Reflektion meine Dankbarkeit einfließt: Immerhin sehe ich in ihm einen prägenden geistigen Vater meiner heutigen philosophischen Position. Und einen Wegbereiter der immer noch aktuellen, ja: der dringender und drängender denn je erforderlichen Zivilisationskritik. Weiterlesen
Entschulung als Weg zu einem anderen Wirtschaften
Lernen ohne Wachstumszwang
»Entschulung ist die Grundvoraussetzung jeder Bewegung für die Befreiung des Menschen«, schrieb der heute fast vergessene, einst weltberühmte, Querdenker Ivan Illich 1971. Illich wurde in den 1970er Jahren mit Büchern wie Entschulung der Gesellschaft und Die so genannte Energiekrise zu einem der Vordenker sowohl der Freilerner- als auch der Postwachstums-Bewegung. Aber welche Verbindungen gibt es zwischen der Kritik an der Wachstumsgesellschaft und der Kritik am schulischen Lernen? Und wie könnte eine Welt jenseits entfremdeten Lernens und jenseits von Wachstumszwängen aussehen? Weiterlesen
Septré – Jugendgruppe für selbstbestimmtes Lernen
»Für ein Leben ohne Schulpflicht«, das ist die zentrale Forderung der Gruppe die sich Septré nennt. Jährlich findet das Septembertreffen statt, bei dem engagierte junge Menschen aus ganz Deutschland zusammen kommen.
Dabei verbindet sie im wesentlichen ein Thema: Selbstbestimmtes Leben und Lernen. Bei diesem alternativen Ansatz durchlaufen die Schüler kein vorgefertigtes Raster, weder Lehrplan noch Lehrer verfügen über ihren Bildungsweg. Jeder entscheidet selbstständig was, wann, wo, wie und mit wem zusammen er lernen möchte. Und so kann dann auch jeder Mensch seinen individuellen Bedürfnissen, Ansprüchen und Interessen nachgehen.
Dieser Artikel erschien 2012 in Heft 57 – Freilerner in Europa.
Doch die Möglichkeit, sich in Freiheit zu bilden, untersagt in Deutschland die Schulpflicht. Viele junge Menschen werden dadurch gegen ihren Willen zum Schulbesuch gezwungen, wo im schlimmsten Falle dann hoher Leistungsdruck, eintöniger Tagesablauf, Zwang oder auch fehlender Praxisbezug die Freude am Lernen nehmen. Viele Eltern bringen ihre Kinder trotzdem gegen deren Willen zur Schule. Doch die Mitglieder der Jugendgruppe Septré haben eines gemeinsam, sie sind größtenteils alle Homeschooler, das heißt sie haben nur für kurze Zeit oder nie eine Schule besucht. Gesetzlich ist das untersagt und deshalb setzen sie sich bereits seit fünf Jahren dafür ein, dass die Schulpflicht in Deutschland abgeschafft wird. »Wir möchten, dass es jedem Mensch möglich ist seinen eigenen Bildungsweg frei zu wählen, an seine individuellen Bedürfnisse angepasst, ohne auswandern oder in der Illegalität leben zu müssen» so die Forderung von Septré. Weiterlesen
Entscheidungskind
Da gibt es diese Geschichten, von denen eigentlich jeder Mensch eine hat, die er sein ganzes Leben lang mit sich herum trägt. Erfahrungen, die man vor vielen langen Jahren gemacht hat, die einen immer wieder beschäftigen, einholen, sich breit machen und sich einem stolz als immer wiederkehrendes Problem vorstellen.
Der Artikel ist 2015 in Heft 66 – Entscheidungen erschienen.
Zum Thema »Entscheidungen« fällt mir deshalb als erstes ein, dass ich doch das Entscheidungskind bin. Eins dieser so häufig gewordenen Scheidungskinder, mit dem Zusatz, dass ich meine Zuhause in wöchentlichem Rhythmus gegeneinander ausgetauscht habe, freiwillig natürlich. Eigentlich war der Wochenrhythmus aber jeder Zeit unterbrechbar und ich durfte mich frei entscheiden, wohin ich zu welcher Zeit gehen und wann ich wo bleiben wollte. Völlige Entscheidungsfreiheit kann man so was nennen. Oder auch maßlose Entscheidungsüberforderung. Und deshalb kam es eines Tages dazu, dass ich anfing der Entscheidung zu entsagen. Noch nicht mal bewusst wahrscheinlich, bin ich oft nach der Schule durch die Stadt gelaufen, ohne ein genaues Ziel zu haben. Geleitet von dem unterbewussten Wissen, das ich mich nicht entscheiden will, in welchem Bett ich heute Nacht schlafe. Wenn ich mir jetzt vorstelle, wie ich damals wohl ausgesehen habe, dann sehe ich ein etwa 15 jähriges Mädchen das alleine durch die Fußgängerzone einer großen Stadt schlendert, vorbei an vielen Leuten, mit einer großen Grübelwolke um ihren Kopf. Weiterlesen
1. internationaler Online-Bildungskongress für freies Lernen und freie Bildung
Seit Jahren begleitet mich der Gedanke an eine Konferenz oder einen Kongress, bei dem das Thema Freilernen und selbstbestimmtes Lernen eine wichtige Rolle spielt. Zur Vernetzung, zur Information für Interessierte und auch, um Menschen zu erreichen, die jetzt vielleicht etwas allgemeiner interessiert sind und sich mit dem Thema Freies Lernen als solches noch gar nicht auskennen oder näher in Berührung waren. Selbst aus der »Attachment-Parenting-Ecke« kommend, war und ist für uns das freie, selbstbestimmte Lernen und Leben die logische Fortsetzung eines bedürfnisorientierten Umgangs mit Baby und Kleinkind. Und wir erleben, dass gerade bei jenen, die jetzt ganz kleine Kinder haben, viele ebenfalls diese Fortsetzung suchen und auf der Suche nach Alternativen zu den vorgezeichneten Wegen sind.
Erschienen 2016 in Heft 68 – Gesellschaftliche Vielfalt – vielfältige Gesellschaft.
Sowohl aus der persönlichen Erfahrung als Mama von drei Kindern als auch aus meinen Tätigkeiten als Trageberaterin, Stillberaterin etc. kenne ich die Schwierigkeiten gut, wenn man überregionale , vielleicht gar mehrtägige Veranstaltungen besuchen will: Wie reisen wir hin, wenn das Kind z.B. immer weint beim Autofahren und keine adäquate Zugstrecke vorhanden ist? Kann der Partner mit? Wer sonst passt während der Veranstaltungen auf das Kind auf? Hilfe, der Mittagsschlaf! Oder kann ohnehin immer nur maximal einer von beiden Partnern gehen, denn mit Kleinkind in der Konferenzrunde geht auch unter Freilernern nicht lange gut? Und die Kosten…
Das Schulfrei-Festival war hierbei so ziemlich unser persönlicher Super-Gau: Beim ersten 2013 waren wir verhindert wegen Gebärens (ja, ein echtes Schulfrei-Baby). 2014 direkt aus England angereist und es gerade so geschafft, hatten der Kleinste und ich die meiste Zeit mit einem Magen-Darm-Virus zu kämpfen und nicht so wirklich viel von Veranstaltungen und Co. Dieses Jahr dann sozusagen die komplette Nullnummer mit zeitweilig vier von fünf anwesenden Familienmitgliedern krank – wir waren eigentlich nur körperlich anwesend auf dem Platz und verpassten fast alles, was wir uns vorgenommen hatten und mehr.
Die Lösung im digitalen Zeitalter: Online! Zum einen können wir so wirklich Menschen aus dem Ausland als Interviewpartner dazuholen, die man nicht persönlich anreisen lassen könnte. Und jeder Teilnehmer kann von seinem Sofa oder jedem beliebigen anderen Ort irgendwo auf der Welt (sofern dieser Internet hat) teilnehmen. Und zwar morgens um 7, mittags um 15 Uhr oder um Mitternacht, ganz egal, wann immer er halt eben Zeit hat. Und es schaut halt vielleicht auch jemand, der bisher noch nicht so viel Interesse am Thema hat, um irgendwo hin zu reisen. Niedrigschwelliges Angebot, Information und damit hoffentlich ein weiterer Schritt auf dem Weg zu echter Bildungsfreiheit. Weiterlesen
Ergebnisse der Studie von Peter Gray und Gina Riley: Wenn Freilerner erwachsen werden…
Dr. Peter Gray ist ein Psychologie-Professor am Boston College, der sich momentan hauptsächlich der Forschung über die natürlichen Wege des Lernens von Kindern und dem lebenslangen Wert des Spielens widmet. In seinem kürzlich erschienenen Buch »Free to Learn« (Basic Books, 2013) plädiert er dafür, Kindern wieder mehr freies Spielen zu ermöglichen, da dieses physisch, emotional und mental das Gesündeste für ihre Entwicklung und ihren Lernprozess ist. Darüber hinaus schreibt er auch zu diesem Thema in seinem Blog »Freedom to Learn«.
Gina Riley, Ph.D. ist Bildungspsychologin und klinische Professorin für Jugend-Sonderpädagogik an der City University of New York – Hunter College. Ihre Studien und Veröffentlichungen beinhalten Arbeiten zu Unschooling, erwachsenen Freilernern, Homeschooling, Worldschooling, innerer Motivation und selbst-gesteuertem Lernen in alternativen Lernumgebungen.
Erschienen 2015 in Heft 65 – Innere und äußere Strukturen.
Im Jahr 2011 führte Dr. Peter Gray zusammen mit seiner Kollegin Dr. Gina Riley eine Studie unter Eltern von freilernenden Kindern durch (232 Teilnehmer), in der deutlich wurde, dass die Eltern das Freilernen als großen Gewinn für die Kinder und die ganze Familie betrachteten. Die wenigen Herausforderungen, die erwähnt wurden, hatten hauptsächlich damit zu tun, dass sie das Freilernen gegenüber denen, die es nicht verstanden oder nicht billigten, verteidigen mussten und dass sie einige ihrer eigenen kulturell verwurzelten, gewohnheitsmäßigen Denkweisen über Bildung überwinden mussten.
Die Ergebnisse jener Studie führten zu einigen neuen Fragen: Wie beurteilen die freilernenden Kinder selbst die Freilerner-Erfahrung? Können erwachsene Freilerner eine Hochschulbildung erlangen, falls sie sich dazu entscheiden? Und können sie eine gewinnbringende und zufriedenstellende Erwerbstätigkeit finden? Diese Fragen mündeten in eine Studie über erwachsene Freilerner, die im Jahr 2013, ebenfalls von Dr. Peter Gray und Dr. Gina Riley, durchgeführt wurde. Weiterlesen