Frei oder Nicht-Frei – das ist hier die Frage!
Lieber Lothar Kittstein,
das Lesen Ihres letzten Beitrags »Zur Kritik der Bildungsfreiheit« in »die freilerner« #73 (2017/1) hat in mir zwei gegensätzliche Gefühle geweckt: zum einen Zustimmung, konnte ich doch vor meinem inneren Auge jene sehen, die Sie beschreiben und mit denen ich zeitweise auch meine Not habe; zum anderen Ärger oder zumindest ein Unbehagen ob der Frage, ob Sie wirklich die Fragestellung so angehen möchten, wie Sie es – meisterhaft – in Ihrem Beitrag taten, dies aus meiner Sicht jedoch nicht ganz offen…
Text: Bertrand Stern
Vorab: Ihren Ausführungen zum Mißbrauch der Bildungsfrage durch Familien, die ihrem Nachwuchs ihre Sicht und Position aufdrängen, stimme ich zu. Einverstanden bin ich weitgehend auch hinsichtlich des sich aus der kritischen Rückschau ableitenden Mißbrauchs der Vokabel »Bildung«. Auch teile ich Ihre Kritik an jener Naivität oder – mit meinem Begriff formuliert: – Infantilität, die als Naturnähe und Lebensverbundenheit daherkommt. Im von Ihnen vor- und dargestellten Kontext vermag ich Ihrer sprachlichen Analyse von Freiheit zu folgen. Daß bestimmte regelmäßige Gäste bei populären Fernseh-Sendungen (sogenannte »Talkshows«) eine gewisse »Geilheit« auslösen, erfüllt auch mich mit Sorge. Diesem Einverständnis folgt dennoch das Unbehagen: War’s das? Hat Lothar Kittstein damit alles geklärt? Gäbe es auf diese Frage eine bejahende Antwort, bedürfte es keiner erneuten Stellungnahme, die in einem anderen Ansatz wurzelt als Ihrem. Insofern möge unser Disput der Leserschaft dienen, sich durch Aufklärung präziser zu positionieren… Weiterlesen