Das Septré 2022 – ein ganz persönlicher Bericht
Text: Adam , Ausgabe Nr. 96
2022 war ich zum zweiten Mal auf dem Septré. Zum ersten Mal war ich mit meiner Partnerin und unserem Kind 2018 auf dem Festival, als dieses noch Schulfrei-Festival hieß. Uns hat damals der Gedanke an einen anderen Bildungsweg sowie der Spaß an Festivals dazu bewegt, zum Festival zu fahren. Wir erhofften uns, mit Menschen in den Austausch über Alternativen zum staatlich vorgesehenen Bildungsweg zu kommen und einfach Menschen kennenzulernen, die vielleicht ähnlich denken oder uns Input geben können. Ziemlich schnell hat sich bei unserem Besuch 2018 gezeigt, dass wir nicht in dem Umfeld sind, in dem wir uns wohl fühlen. Eigentlich war es das für uns mit dem Festival. Als ich jedoch dann 2022 doch mal auf die Seite vom Septré geschaut habe, musste ich feststellen, dass es Vorträge, Bands und eine Umbenennung inklusive Stellungnahme gibt, die mich sehr angesprochen haben. Also haben wir uns entschlossen, doch noch einmal vorbeizuschauen.
Als wir Donnerstag Nachmittag auf dem Gelände ankamen, hatte ich das Gefühl, dass etwas weniger Menschen den Weg nach Damelack gefunden haben. Trotz Regen haben wir uns dann erst einmal ins nicht ganz so große Getümmel gestürzt und uns einen Kakao geholt. Dann ging es zum, ich nenne es mal Wasserspielplatz, welcher sich im Laufe des Nachmittags zu einem Schlammparadies entwickelte. Was für eine genialer Ort, um mal so richtig schön im Schlamm zu spielen. Ein bisschen schwierig war dann das Waschen, da wir selbst kein warmes Wasser hatten und aus den Leitungen ‚nur‘ kaltes Wasser kommt (es ist natürlich klar, dass nur kaltes Wasser aus den Duschen kommt, also keine Kritik, und morgens ist es sogar sehr angenehm, musste ich feststellen). Also wieder sauber ging es dann zum ersten Vortrag und später zum Konzert. Die anderen drei Tage ging es ähnlich weiter. Wir haben uns irgendwo zwischen unserem Bus, Vorträgen, Spielmöglichkeiten, Shows und Konzerten bewegt. Unserer Ansicht nach hätten es ein wenig mehr Performances für Kinder sein können. Aber wir sind alle auf unsere Kosten gekommen und hatten unseren Spaß.
Das lag auch daran, dass ich mich auf dem Septré 2022 deutlich wohler gefühlt habe als noch 2018. Auch wenn ich sehr schnell mitbekommen habe, dass drei Besucherinnen den Menschen vom ‚schöner leben ohne Nazis‘ Stand etwas von einer angeblichen Impfdiktatur erzählen wollten und eine der bekanntesten Holocaustleugnerinnen erwähnt haben. Diese Begegnung hat mich dann doch wieder etwas hellhörig werden lassen. Als der Vortrag von Andreas Speit zu Ende ging, war ich gespannt, was passieren würde. Ich war einerseits erstaunt, dass es doch deutlich weniger Menschen gab, die versucht haben, die Fragezeit für Schwurbelei zu nutzen. Dennoch reichten die paar Menschen aus, um einen konstruktiven Austausch zu blockieren und bei mir doch ein ungutes Gefühl zurück zu lassen. Als dann am Samstag Besucher*innen durch das Äußern von rechtem und verschwörungsideologischem Gedankengut das Festival verlassen mussten, war ich froh und konnte mich wieder voll auf dieses konzentrieren. Am Sonntag kam ich dann noch in einen sehr tollen Austausch mit tollen Menschen, welche mir in meinem Leben hoffentlich wieder begegnen werden.
Was bleibt, ist das Gefühl, einen Ort gefunden zu haben, an den ich gerne zurückkommen will. Einen Ort, an dem Diskurs, Austausch und Kritik möglich ist. An dem es jedoch auch klare Grenzen gibt.