Selbstbestimmte Bildung auch für taube Kinder!

Text: Günter Przybylski und Kristin Lehmann, Ausgabe Nr. 99

Seit 25 Jahren sind wir ein Paar. Günter ist taub und Kristin hörend. Uns verbanden bei unserem Kennenlernen, und verbinden bis heute, Themen wie Selbstbestimmung und Partizipation und der Sinn für Gerechtigkeit. Damals ging es um die Rolle, die tauben Menschen zugewiesen wird und der sie kaum, und nur unter großer Kraftanstrengung, entkommen können. Günter war als Diplomsozialarbeiter und Ehe-, Familien- und Lebensberater tätig und beriet und stärkte Schwerhörige, Taube und Spätertaubte und ihre hörenden Angehörigen. Kristin, mit vorherigen Erfahrungen in der Beratung hörgeschädigter Menschen und ihrer Arbeitgeber, tätig als Gebärdensprachdolmetscherin, ermöglichte Kommunikation. Privat leitete sie den Verein GebärdensprachKultur Leipzig e.V., der Taube und Hörende in ihrem Wunsch Gebärdensprache zu fördern und zu verbreiten, sowie das Zusammenleben zu ermöglichen, vereinte. Wir erkannten bereits damals, dass falsche Annahmen über Menschen dazu führen, dass diese bevormundet, diskriminiert und ausgegrenzt werden. Taube Menschen waren in der Welt der Hörenden genauso ausgeschlossen, wie die Hörenden in der Gesellschaft von Tauben. Um einander und die Kultur der Anderen kennenzulernen, hielten wir Vorträge und organisierten Gebärdensprach-Stammtische. Diese wurden immer in Deutsche Gebärdensprache bzw. Deutsche Lautsprache gedolmetscht und die Teilhabe war gesichert. Gleichzeitig hatten Hörende die Möglichkeit, taube Menschen kennenzulernen und die in Kursen erworbenen Gebärdensprachkenntnisse anzuwenden. Taube Menschen erlebten sich als Nutzer, Fachleute und Unterstützer einer Sprache, die viele Interessenten hat und wurden plötzlich in für sie ungewohntem Maße ernst genommen.

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