Eine Reise zu Frankreichs FreilernerInnen
Im letzten Herbst durfte ich mit einem Reisestipendium zwei Monate durch Frankreich reisen und dort bei 15 Familien leben, deren Kinder nicht in die Schule gehen.
Ich selbst bin 11 Jahre lang an eine Reformschule gegangen, an der vor allem projektorientiert und in altersgemischten Gruppen gearbeitet wird. Nach der Zeit dort konnte ich sagen, dass es sich wie eine große Familie angefühlt hat. Und das trotz den stressigen letzten Jahren vor dem Wechsel in die Oberstufe, trotz den Hierarchien unter den SchülerInnen, trotz der Mobbingerfahrungen, trotz mancher Willkür von Seiten der LehrerInnen. Insgesamt ging es mir dennoch sehr gut an dieser kleinen alternativen Schule, denn ich habe viele Menschen kennengelernt und viele unterschiedliche Sichtweisen auf die Welt, viele Aktivitäten unternommen, viel Gemeinschaft und Freiraum erlebt. Das war sozusagen der Grundstein für die Arbeit, der ich jetzt nachgehe.
Nach der Zeit an der Reformschule bin ich auf ein Oberstufengymnasium gewechselt – eine für das bestehende Schulsystem immer noch sehr alternative Schule. Im ersten Jahr habe ich mich zwischen uninteressierten LehrerInnen und SchülerInnen wiedergefunden, alle entweder gefesselt am iPhone oder nur wegen Geld oder dem Abschluss in der Schule. Die LehrerInnen haben uns mit den ausgefallensten Beleidigungen überhäuft, wir SchülerInnen waren zunehmend resigniert. Für mich war es der blanke Horror. Ich habe nächtelang wachgelegen und es hat mich förmlich zerfetzt, weil ich nicht verstehen konnte, wie es so viel Sinnlosigkeit an einem Ort geben kann, so viele Menschen, die ohne einen ersichtlichen Grund jeden Tag von Neuem etwas machen, was sie im Innersten ablehnen. Während gleichzeitig so viele Probleme in der Welt bewältigt werden sollten. Weiterlesen