Schulpflichtverweigerung als Akt des zivilen Ungehorsams

Was lässt sich aus den Erfahrungen der gewaltfreien Aktionen auf uns Freilerner übertragen?

Erschienen 2012 in Heft 59 – Visionen und alte Geschichten.

»Individuelle Vorbereitung: Denk darüber nach, warum Du an dieser Aktion teilnimmst. Überlege Dir, wie Du das anderen in positiven Worten erklären kannst. Informiere Dich über die Hintergründe des Konfliktes. Überlege, vor welchen Situationen Du Angst hast und was Dich wütend machen könnte. Vorher darüber nachzudenken kann Dir helfen, solche Situationen später schnell zu erkennen und dann besser mit deinen Gefühlen umzugehen. Überlege Dir, wo deine Grenzen für diese Aktion liegen und welche die Bedingungen sind, die Du Dir für die Aktion wünschst.«
(Quelle: Kleine Blockadefibel, Seite 2, herausgegeben von X-tausenmal quer)

In meiner Familie gibt es eine langjährige Tradition, für seine Überzeugungen einzustehen. Als Kleinkinder haben wir die Sitzblockaden gegen stationierte Atomwaffen miterlebt. Wir zwei älteren Söhne waren gerade 2 und 4 Jahre alt, als unsere Mutter aus diesem Grund kurz ins Gefängnis kam. Sitzblockaden galten damals noch vor Gericht als Straftatbestand der Nötigung. Es hat viele Gerichtsverhandlungen gebraucht, bis sich da vor Gericht die Sichtweise durchgesetzt hat, dass es sich hier lediglich um eine Ordnungswidrigkeit handelt. Bei Ordnungswidrigkeiten können dann Bußgelder verhängt werden. In der »Kleinen Blockadefibel « heißt es dazu: »Wenn ihr einen Bußgeldbescheid bekommt, empfiehlt es sich fristgerecht Einspruch einzulegen. Gerade bei großen Aktionen führen Hunderte von Widersprüchen fast immer zur Einstellung der Verfahren.« Schon die Bußgeldbescheide werden inzwischen bei solchen Aktionen in der Regel gleich gar nicht mehr verschickt.

Der Richter, der vor etwa 20 Jahren meine Mutter ins Gefängnis hat stecken lassen, weil sie sich dem Militär in den Weg setzte, musste kurz vor seiner Pensionierung noch einmal über meine Mutter (und ihren damaligen Mann) zu Gericht sitzen. Dieses mal, weil sie ihre Kinder nicht in die Schule schickt. Weiterlesen