UNENTSCHLOSSEN und die geheimnisvolle Zauberlösung

UNENTSCHLOSSEN, mit einem Sohn, der bald schulpflichtig wird, und einer noch sehr kleinen Tochter, ist heute zum ersten Mal auf einem größeren Freilerner-Treffen, von dem sie durch UNTERGETAUCHT erfahren hat. Dort trifft sie SPEZIALLÖSUNG.

Text: Sylvia Müller Initiative Frei-Sich-Bilden

SPEZIALLÖSUNG: Wie ist denn eure Situation mit der Schule?
UNENTSCHLOSSEN: Naja, wir suchen noch nach einem Weg. Nächstes Jahr wäre die Einschulung, aber schon im Kindergarten hat unser Sohn sich überhaupt nicht wohlgefühlt und auf die Schule freut er sich gar nicht. Also wir wollen nicht, dass er da hin muss. Aber in Deutschland?
SPEZIALLÖSUNG: Na, da seid ihr eigentlich jetzt noch in der idealen Situation. Taucht doch einfach unter. Dann seid ihr sofort aus dem System raus, noch bevor die Schulanmeldung anliegt.
UNENTSCHLOSSEN: Wie jetzt? Wir wollen aber schon gerne bleiben, wo wir wohnen. Wir können auch gar nicht einfach so weg.
SPEZIALLÖSUNG: Ihr müsst ja nicht wirklich gehen.
UNENTSCHLOSSEN: Ich weiß nicht. UNTERGETAUCHT hat ja auch so was angedeutet, aber wie sie wollte ich nicht leben, und sie machen das ja auch erst so kurz. Klappt das denn gut bei euch?
SPEZIALLÖSUNG: Also im Moment haben wir eine etwas besondere Situation, aber genauso würde ich es machen.
AUSGEWANDERT kommt dazu: Hallo, ich bin Ausgewandert, und du?
UNENTSCHLOSSEN: Freut mich, ich bin UNENTSCHLOSSEN und ganz neu hier. Und, wie habt ihr das gemacht mit der Schulpflicht, AUSGEWANDERT?
AUSGEWANDERT: Naja, anfangs waren wir heimlich hier in Deutschland in der Hoffnung, dass wir das hier schon irgendwie hinbekommen würden. Das ging tatsächlich so knapp zwei Jahre gut, bis neue Nachbarn einzogen. Sie haben uns beim Jugendamt angezeigt, und die standen dann eines Morgens einfach vor der Tür und fragten, wo unsere Kinder seien. Sie hätten eine Anzeige aus der Nachbarschaft erhalten, dass hier dauerhaft zwei Kinder wohnen würden, die nie in die Schule gingen.
Es gab etwas Hin und Her, wir haben erklärt, wie unsere Kinder lernen und dass sie mit unserer Lösung ja eigentlich gar nicht schulpflichtig seien, aber das hat uns niemand abgenommen, und auch die Kinder wurden ja befragt, die kamen natürlich total ins Stottern, weil sie nicht lügen wollten, aber auch wussten, dass wir das alles heimlich machten.
Wir haben dann die Konsequenzen gezogen, bevor es richtig brenzlig wurde, und sind wirklich weggegangen. Mittlerweile leben wir in Kanada und sind nur noch zu Besuch in Deutschland, wie jetzt gerade. Damit können wir auch sehr entspannt umgehen, wir sind einfach wirklich weg und es kann uns niemand mehr was. Müsste ich noch einmal entscheiden, ich würde gleich weggehen.
UNGEHORSAM trifft ein.
UNENTSCHLOSSEN stellt sich vor und fragt:
Und, wie macht ihr das mit der Schule?
UNGEHORSAM: Wir sind da ganz offen. Unsere Tochter geht nicht zur Schule und wir setzen uns mit den Behörden auseinander.
UNENTSCHLOSSEN: OK. Und wie sieht das konkret aus?
UNGEHORSAM: Unsere Tochter ist jetzt 12 und wollte nach wenigen Wochen in der ersten Klasse nicht mehr in die Schule. Wir haben dann gemeinsam beschlossen, dass jetzt Schluss ist damit und das der Schule auch mitgeteilt. Es gab dann mehrere ziemlich frustrierende Gespräche, weil die Rektorin das Ganze nicht so richtig ernst genommen und sich einfach auf die Schulpflicht berufen hat. Außerdem wurde der Schulpsychologe eingeschaltet, der dann versucht hat, eine Schulangst zu diagnostizieren. Das verlief aber irgendwann im Sande, weil wir uns da mit einer Stellungnahme einer Psychologin unseres Vertrauens ziemlich gewehrt haben. Wir bekamen Bußgeldbescheide, das Jugendamt wurde eingeschaltet und kam vorbei. Am Ende der Grundschulzeit war dann eine Zeitlang einfach Ruhe, aber mit dem theoretischen Übertritt in eine weiterführende Schule kam dann wieder Druck vom Schulamt, dass es jetzt an der Zeit wäre, endlich etwas zu unternehmen. Wir hatten ein familiengerichtliches Verfahren und verloren vorübergehend das Aufenthaltsbestimmungsrecht und das Recht zur Regelung schulischer Angelegenheiten. Das zuständige Jugendamt versuchte dann etwas halbherzig, unsere Tochter zum Schulbesuch zu überreden, während wir das Urteil anfochten. Wir bekamen das Sorgerecht dann auch kurze Zeit später wieder voll zurück und zwar wegen irgendwelcher Formfehler im Sorgerechtsverfahren. Wir denken, dass das Jugendamt weitermachen wird, aber bis jetzt ist noch nichts Neues vom Gericht gekommen. Bußgeldbescheide bekommen wir aber noch und das Jugendamt schickt uns weiterhin Briefe, die Druck machen sollen.
UNENTSCHLOSSEN: Puh, ich weiß nicht, ob ich das aushalten könnte. Habt ihr keine Angst, dass euch das Sorgerecht mal ganz entzogen wird?
UNGEHORSAM: Die Angst ist immer mal wieder da. Aber auf der anderen Seite geht es wirklich nur um die Erfüllung der Schulpflicht, ein anderes Problem sieht auch das Jugendamt nicht.
Wenn jetzt wieder ein Schreiben vom Familiengericht kommt, werden da sicher Ängste hochkommen, das ist klar. Wir diskutieren auch immer wieder, ob wir nicht doch ins Ausland gehen sollen, aber im Moment wollen wir alle weiter durchhalten und sehen auch nicht ein, warum wir uns vertreiben lassen sollen. Schließlich reden alle von Demokratie und Inklusion, da kann es doch nicht in Ordnung sein, wenn man junge Leute vor die Wahl stellt, sich entweder in die Schule zwingen oder aus dem Land treiben zu lassen.
SPEZIALLÖSUNG: Genau! Und dass jemand nicht zur Schule geht, reicht ja auch alleine nicht einfach so aus, um eine Kindeswohlgefährdung, die einen Sorgerechtsentzug rechtfertigen würde, wirklich zu begründen. AUSGEWANDERT: Das stimmt schon, aber du weißt nie, an wen du gerätst. Und wenn der überreagiert und das Sorgerecht erst mal weg ist, dann ist das Trauma da und eine schnelle Lösung fast unmöglich.
UNENTSCHLOSSEN: Aber wie wäre es, wenn man gar nicht in Deutschland gemeldet ist, habe ich mich schon gefragt. Sind die Kinder dann nicht raus aus der deutschen Schulpflicht? Und wenn nicht, ist dann das deutsche Jugendamt überhaupt zuständig?
UNGEHORSAM: Die Schulpflicht greift trotzdem. AUSGEWANDERT bei euch standen sie doch damals einfach vor der Tür, oder?
AUSGEWANDERT: Ja, die Geschichte habe ich vorhin schon erzählt. Das war wirklich eine sehr schwierige Situation. Wir waren überhaupt nicht darauf eingestellt, die Wohnung sah aus, wie sie halt manchmal aussieht, wenn man keinen Besuch erwartet und alle ihren Aktivitäten nachgehen, und unser Ältester hatte gerade Schlafanzug-Tag… Bei mir stieg sofort ein Kloß in den Hals und für die Kinder war es total schlimm.
Wir waren froh, dass die beiden Jugendamtsmenschen sich nicht wirklich an all dem gestört und es auch nicht irgendwo protokolliert oder weitergegeben haben. Sie waren an sich ganz freundlich und sogar verständnisvoll, aber es war klar, dass wir »erwischt« und total in der Defensive waren.
Sie haben auch nicht einfach alles auf sich beruhen lassen, wie es manchmal so erzählt wird. Also bei uns haben sie trotz aller Freundlichkeit kein Auge zugedrückt, was die Schulpflicht angeht, obwohl das ja nur ein Kriterium von vielen ist und sie wohl ganz persönlich nicht von einer echten Gefährdung unserer Kinder ausgingen.
UNTERGETAUCHT lässt sich in der Runde nieder: Na, UNENTSCHLOSSEN, bist du schon schlauer?
UNENTSCHLOSSEN: Zumindest wird mir gerade klar, dass es die geheimnisvolle Zauberlösung, auf die ich immer hoffe, nicht gibt oder dass sie von euch hier zumindest niemand kennt.
UNTERGETAUCHT: Naja, ich bin ganz zufrieden mit unserer Lösung. Ich habe eigentlich keine Angst. Und unsere Freunde, die sogar seit Jahren am gleichen Ort wohnen und einfach überall hingehen, haben noch nie irgendwelche Probleme gehabt. Ich glaube sogar, dass den Behörden klar ist, was da läuft, aber die sehen ja auch, dass es dem Sohn gut geht und dass die Familie sich nicht abschottet, warum sollten sie dann unnötig Ärger machen?
Und offenen Stress mit den Ämtern, also den will ich wirklich vermeiden, solange es nur geht. Ich würde das nicht wollen. Allein schon wegen der Belastung für meine Kinder.
GEDULDET, die die ganze Zeit schweigend im Hintergrund gestanden hat, wirft ein: Wir waren anfangs in einer ähnlichen Situation wie UNTERGETAUCHT. Bei uns kam alles einfach so plötzlich. Unser ältester Sohn kam eines Tages von der Schule nach Hause, da war er neun, und schrie mich an, dass er da nie wieder hin wolle. Und dabei blieb er, Details spare ich mir jetzt. Unser zweiter Sohn erklärte daraufhin, dass er gar nicht erst mit der Schule anfangen wolle.
Wir wohnten in einem Dorf, kannten viele Leute, in der Straße wohnten zwei Lehrerinnen und sowieso wäre es ganz unmöglich gewesen, vor Ort unbemerkt ohne Schule zu leben. Ehrlich gesagt kenne ich auch kaum Leute, bei denen ich das auf Dauer für realistisch halte, aber gut…
Wir packten also unser Wohnmobil, deuteten in der Schule etwas an, das sie problemlos akzeptieren konnten, und fuhren kurzerhand los. In zwei Jahren wohnten wir an vier Orten, waren zwischendurch unterwegs und sahen zu, dass wir außerhalb der Schulzeit vormittags nicht sichtbar und abends nicht zu lange unterwegs waren, obwohl unsere Lösung im Grunde in einer Art rechtlichen Grauzone lag und wir sie schon ganz gut hätten verteidigen können. Aber wir hatten einfach Angst vor Ärger und dass wir trotzdem großen Stress bekommen könnten. Anfangs kamen wir alle ganz gut damit klar, doch mit der Zeit wurde es immer schwieriger, wir fühlten uns mehr wie Gefangene denn je, obwohl wir uns doch einbildeten, dass wir jetzt so frei waren. Die Kinder redeten immer weniger mit Außenstehenden, weil sie Angst vor Fragen zur Schule hatten und nicht lügen wollten, wir gerieten in Streit darüber, dass wir im Sommer erst mittags zum See konnten, weil noch keine Ferien waren.
So richtig bewusst, dass es jetzt reicht, wurde mir, als wir einmal für einige Zeit bei Freunden in Spanien waren und es wirklich niemanden interessieren musste, ob wir abends lange ausgingen, vormittags um 10 Uhr ins Meer sprangen oder um 8 Uhr morgens durch die Stadt liefen, statt uns für die Schule fertigzumachen.
Unsere Kinder blühten in dieser Zeit auf. Sie spielten unbekümmert, und als der Jüngste einmal vom Fußballspielen kam, meinte er: »Endlich kann ich mal wieder einfach mit Freunden in der Nachbarschaft spielen, ohne mir immer Gedanken machen zu müssen, ob die uns vielleicht verraten. Ich wünsche mir, dass das immer so ist.«
Nach wenigen Tagen stand unser Entschluss fest: Das Versteckspielen musste ein Ende haben. Wir standen vor der Entscheidung, entweder ganz wirklich und offiziell aus Deutschland wegzugehen oder aber in Deutschland offen für unsere Lebensweise einzustehen. Die Entscheidung fiel schnell. Alle sehnten sich eigentlich nach unserem Zuhause, nach ihren Freunden, nach der Familie und der Nachbarschaft.
Wir gingen dann zurück nach Hause, schrieben einen Brief an die beiden zuständigen Schulen, dass wir zwar wieder hier seien, unsere Söhne sich aber weiterhin ohne Schulbesuch bilden wollten und warteten.
Das Ganze war anfangs etwa so wie bei UNGEHORSAM, doch interessanterweise verlief die Geschichte dann irgendwann im Sande und wir werden seit mehreren Jahren einfach geduldet. Keine Ahnung, ob das so bleibt. Unser letztes Bußgeldverfahren wurde eingestellt und es kam kein neuer Bescheid und beim Familiengericht meinte man nach einigen Gesprächsrunden, dass kein akuter Handlungsbedarf bestehe. Der fehlende Schulbesuch sei zwar schon eine Gefahr für das zukünftige Wohl unserer Kinder, aber alle Maßnahmen, die man von gerichtlicher Seite anordnen könne und die dazu geeignet seien, den Schulbesuch sicherzustellen, wären unverhältnismäßig. Das Jugendamt ließ uns damit tatsächlich in Ruhe und verwies die Geschichte zurück an das Schulamt – das auch seit Jahren nichts mehr von sich hören lässt. Wir leben jetzt ganz offen und selbstbewusst ohne Schulbesuch. Unsere jüngste Tochter hatte die Möglichkeit, die Schule auszuprobieren, was ja auch nicht möglich gewesen wäre, wenn wir verdeckt geblieben wären, und sie hatte in der freien Grundschule, die sie besuchte, vier Jahre lang wirklich eine schöne Zeit, auch wenn sie nicht immer hin ging. Jetzt werden wir sehen, wie sie weitermacht. Sie käme jetzt in die fünfte Klasse.
UNENTSCHLOSSEN: Und was war für dich am schlimmsten an der Situation, als ihr sozusagen untergetaucht wart?
GEDULDET: Am schlimmsten war, dass wir unsere Kinder dazu bringen mussten zu lügen oder zumindest Dinge zu verschweigen, die sie von sich aus einfach ohne Argwohn erzählt hätten. Sie fühlten sich dabei wirklich sehr schlecht und besonders unser jüngerer Sohn kam sich immer auch ein bisschen falsch vor und ein bisschen wie ein Verbrecher, besonders als es einmal um das Thema der polizeilichen Zuführung ging. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass die Polizei, die für ihn immer Sicherheit und Schutz verkörpert hatte, jemand Unschuldigen abholen würde. Er folgerte daraus, dass das, was wir taten, nicht in Ordnung war und nicht etwa, dass die Polizisten vielleicht falsch handeln könnten. Auch wenn wir ihm noch so oft versicherten, dass es nicht in Ordnung ist, jemanden in die Schule zu zwingen, auch nicht, wenn der Zwang von der Polizei ausgeht, spürten wir, dass sein ungutes Gefühl sich dadurch nicht änderte. Ich glaube, das lag auch daran, dass wir uns versteckten. Seiner inneren Logik zufolge war es nicht nötig, sich vor der Polizei zu verstecken, wenn man keinen Dreck am Stecken hatte.
Auch schlimm war, dass vieles von dem, was wir alle liebten, nur noch sehr eingeschränkt möglich war. Wir haben uns für unsere Verhältnisse strenge Regeln auferlegt, um ja nicht aufzufallen, und die mussten ja auch eingehalten und durchgesetzt werden. Durch unsere Angst hatten wir viel Streit. Eigentlich waren wir auch sehr unfrei. Den Kontakt zu vielen Freunden konnten wir nicht aufrecht erhalten, weil wir unsere Situation vor ihnen geheim halten mussten – oder glaubten, es zu müssen. Besonders unsere Kinder vermissten es, ihre Freunde rein nach Sympathie aussuchen zu können und nicht erst die Frage des Schulbesuchs bedenken zu müssen. Auch hatten wir ja viele Wohnortwechsel und mussten immer wieder die vertraute Umgebung und lieb gewonnene Menschen verlassen. Am Ende trafen wir uns praktisch nur noch mit Menschen, die auch ohne Schule lebten. Heute ist das ganz anders, wir haben viele ganz unterschiedliche Kontakte, ähnlich wie vor unserem Untertauchen, auch wenn uns nicht nur Sympathie und Verständnis entgegengebracht werden.
UNENTSCHLOSSEN: Klingt gut. Wenn ich ja wüsste, dass es bei uns so kommt, würden wir einfach hier bleiben und uns dem Ganzen stellen. Wie ist das eigentlich bei euch, SPEZIALLÖSUNG? Wie machen eure Kinder das mit Freundschaften und so?
SPEZIALLÖSUNG: Naja, das mit den Freundschaften unter Gleichaltrigen wird auch oft überbewertet, finde ich. Aber ich sagte ja, unsere Situation ist ein bisschen speziell. So richtig verstecken tun wir uns auch nicht. Und dann machen wir halt viele Freilerner- Treffen und sind gut vernetzt. Jetzt muss ich mich aber mal ausklinken. (Geht.)
AUSGEWANDERT: Also ich bin heute an dem Punkt, dass ich das nicht mehr machen würde, dieses heimliche, ganz oder halb versteckte Leben. Ich denke, dass das was mit den Menschen macht. Vielleicht nicht mit allen, ich will da gar nicht über jemanden urteilen, wirklich nicht. Aber für mich gibt es eigentlich nur noch zwei Varianten, die ich jemanden guten Gewissens empfehlen könnte. Die eine wäre, offen hinter dem Leben ohne Schule zu stehen und sich entsprechend auseinanderzusetzen, auch wenn ich selbst nicht die Kraft dazu hatte und auch heute nicht hätte. Die andere ist, wirklich auszuwandern oder zumindest echt den Lebensmittelpunkt im Ausland zu haben und wegen des Schulbesuchs mit offenen Karten zu spielen, damit man nicht das Gefühl hat, sich verstecken zu müssen, wenn man dann mal in Deutschland ist.

Der Artikel ist 2017 in Heft 74 – Herausforderungen beim Freilernen erschienen.

UNGEHORSAM: Ich stimme dir da zu. Wir sind geblieben und haben offen Widerstand geleistet. Meine Kinder, die ja jetzt teilweise schon etwas älter sind, bestätigen mittlerweile auch, was immer mein Eindruck war, nämlich dass sie sich dadurch, dass wir als Eltern hinter ihnen und ihrer Entscheidung, ohne Schulbesuch zu leben, standen und für sie eingetreten sind, selbst sehr offen und selbstbewusst für sich eintreten konnten und sich richtig und ernstgenommen gefühlt haben. Ich denke, dass das trotzdem auch so ist, wenn man weggeht. Hauptsache, die Kinder bekommen nicht das Gefühl, dass sie schuld an irgendwelchem Ärger sind oder dass es nicht in Ordnung ist, dass sie nicht in die Schule wollen. Auch für uns war Weggehen immer Plan B und ist es auch jetzt noch.
UNENTSCHLOSSEN: Ich glaube, das Ganze muss sich jetzt erst mal setzen bei mir. Was mir aber schon klargeworden ist, ist, dass es auf keinem Weg, den wir einschlagen, eine Garantie gibt, wie es ausgehen wird und dass wir Ruhe haben. Ich denke, dass wir auch ganz genau überlegen müssen, ob Auswandern die Lösung für uns wäre. Ein Neustart ist sicher nicht einfach, und andere Länder haben auch Gesetze und Regeln, mit denen wir vielleicht schlecht klarkommen würden. Und dann immer weiterziehen und weiterziehen? Es wäre einfach wichtig, dass sich hier etwas ändert.

An dieser Stelle endet die Schilderung eines rein fiktiven Gesprächs rein fiktiver Personen auf einem rein fiktiven Freilerner-Treffen. Ähnlichkeiten mit realen Personen sind zufällig.

Was soll dieser Artikel?

Wahrscheinlich waren viele von uns auf der Suche nach der Zauberlösung, ganz so wie UNENTSCHLOSSEN – sicher sind es viele von uns immer noch. Und immer wieder geraten Menschen in eine ähnliche Lage und beginnen die Suche aufs Neue. Manchmal begegnen ihnen dann andere Menschen, die ihnen eine Lösung als solche Zauberlösung präsentieren. Doch was, wenn Wege, die andere zufrieden gehen, einen selbst dorthin führen, wo man gar nicht hin will? Was, wenn der Zauber der Lösung plötzlich verpufft und die gute Fee nicht erscheint, um alles wieder so hinzuzaubern, wie es sich für eine echte Zauberlösung gehört? Genau dieses Dilemma, das immer wieder auftritt und weiter auftreten wird, soll durch diesen Artikel in den Mittelpunkt gerückt werden.

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