1. internationaler Online-Bildungskongress für freies Lernen und freie Bildung

Seit Jahren begleitet mich der Gedanke an eine Konferenz oder einen Kongress, bei dem das Thema Freilernen und selbstbestimmtes Lernen eine wichtige Rolle spielt. Zur Vernetzung, zur Information für Interessierte und auch, um Menschen zu erreichen, die jetzt vielleicht etwas allgemeiner interessiert sind und sich mit dem Thema Freies Lernen als solches noch gar nicht auskennen oder näher in Berührung waren. Selbst aus der »Attachment-Parenting-Ecke« kommend, war und ist für uns das freie, selbstbestimmte Lernen und Leben die logische Fortsetzung eines bedürfnisorientierten Umgangs mit Baby und Kleinkind. Und wir erleben, dass gerade  bei jenen, die jetzt ganz kleine Kinder haben, viele ebenfalls diese Fortsetzung suchen und auf der Suche nach Alternativen zu den vorgezeichneten Wegen sind.

Erschienen 2016 in Heft 68 – Gesellschaftliche Vielfalt – vielfältige Gesellschaft.

Sowohl aus der persönlichen Erfahrung als Mama von drei Kindern als auch aus meinen Tätigkeiten als Trageberaterin, Stillberaterin etc. kenne ich die Schwierigkeiten gut, wenn man überregionale , vielleicht gar mehrtägige Veranstaltungen besuchen will: Wie reisen wir hin, wenn das Kind z.B. immer weint beim Autofahren und keine adäquate Zugstrecke vorhanden ist? Kann der Partner mit? Wer sonst passt während der Veranstaltungen auf das Kind auf? Hilfe, der Mittagsschlaf! Oder kann ohnehin immer nur maximal einer von beiden Partnern gehen, denn mit Kleinkind in der Konferenzrunde geht auch unter Freilernern nicht lange gut? Und die Kosten…

Das Schulfrei-Festival war hierbei so ziemlich unser persönlicher Super-Gau: Beim ersten 2013 waren wir verhindert wegen Gebärens (ja, ein echtes Schulfrei-Baby). 2014 direkt aus England angereist und es gerade so geschafft, hatten der Kleinste und ich die meiste Zeit mit einem Magen-Darm-Virus zu kämpfen und nicht so wirklich viel von Veranstaltungen und Co. Dieses Jahr dann sozusagen die komplette Nullnummer mit zeitweilig vier von fünf anwesenden Familienmitgliedern krank – wir waren eigentlich nur körperlich anwesend auf dem Platz und verpassten fast alles, was wir uns vorgenommen hatten und mehr.

Die Lösung im digitalen Zeitalter: Online! Zum einen können wir so wirklich Menschen aus dem Ausland als Interviewpartner dazuholen, die man nicht persönlich anreisen lassen könnte. Und jeder Teilnehmer kann von seinem Sofa oder jedem beliebigen anderen Ort irgendwo auf der Welt (sofern dieser Internet hat) teilnehmen. Und zwar morgens um 7, mittags um 15 Uhr oder um Mitternacht, ganz egal, wann immer er halt eben Zeit hat. Und es schaut halt vielleicht auch jemand, der bisher noch nicht so viel Interesse am Thema hat, um irgendwo hin zu reisen. Niedrigschwelliges Angebot, Information und damit hoffentlich ein weiterer Schritt auf dem Weg zu echter Bildungsfreiheit.

So entstand der Gedanke an einen Online-Kongress und die Beschäftigung mit der technischen Umsetzung.

Aufnahme

Für uns beginnt Bildung und Lernen mit der Geburt. Eigentlich ist es wie mit dem Stillen, Sprechen oder Laufenlernen: Wenn alles ruhig, natürlich und ohne Hast ablaufen kann und wir ohne Vorurteile und alte Glaubenssätze herangehen, passiert das alles ganz von allein, ganz selbstverständlich und wir brauchen keine Hilfe. Oft ist es aber so, dass wir selbst nicht ganz so jungfräulich an all diese Themen herangehen (unsere Kinder schon ;)) – und dann nehmen wir vielleicht gern ein bisschen Unterstützung und Information mit in unserem persönlichen Deschooling-Prozess und dem, was wir so mitgebracht haben auf unserem Weg.

Wir möchten eine Brücke schlagen über die verschiedenen Lebensalter: Dass ein gesundes Kind keine Hilfe braucht, um Laufen, Krabbeln oder Sprechen zu lernen, ist oftmals noch klar – aber dann? Schon Familien, die das Angebot von Krippe, Tagesmutter oder Kindergarten nicht nutzen, sehen sich oft Gegenwind ausgesetzt, werden immer wieder hinterfragt und teilweise verunsichert. Der altbekannte Blick auf vermeintliche Defizite setzt sich fort: »Reiche« ich denn für mein Kind? Wie muss ich es fördern? Braucht es nicht täglich viele andere Kinder? Wie ist das mit der Bindung? Fakten zu kennen hilft manchmal, aus dem eigenen stimmigen Bauchgefühl heraus eine Haltung zu entwickeln, die auch Unsicherheiten und In-Fragestellen standhält.

Und das ist freies Lernen für uns letztendlich: eine Haltung. Eine Lebenseinstellung, etwas, das im Innen stattfindet, unabhängig von den persönlichen oder gesellschaftlichen und politischen Voraussetzungen; im Außen zeigt sich höchstens der Weg, der gerade eingeschlagen wird, oder das vorläufige »Ergebnis«, die derzeit getroffene Entscheidung. Einen selbstbestimmten Weg zu finden und zu gehen, für das Kind, die Kinder, für die Familie – einen, der möglichst für alle passt…. und selbstverständlich das Kind selbstbestimmte Entscheidungen treffen zu lassen und es in diesen zu unterstützen. Wir fassen somit freies, selbstbestimmtes Lernen, selbstbestimmte Bildung über das reine »Schulfrei« hinaus – auch eine Entscheidung pro Schule kann frei und selbstbestimmt sein; umgekehrt beinhaltet ein Leben ohne Schule allein nicht zwingend per se Freiheit.

Auch als Erwachsene, ob mit oder ohne Kinder, haben wir oft noch mit bewussten oder unbewussten alten Glaubenssätzen zu tun. Da sind alte Ängste, unbewusste Vorstellungen; Erziehungsmaximen, die wir erst mal übernommen haben und die wirken, auch wenn wir rational vielleicht schon andere Argumente parat haben. Gerade auch, wenn wir z.B. unsere Schulzeit nicht als schlimm empfunden haben, wird uns oft erst durch unsere Kinder bewusst, welche subtilen Maximen am Werke waren und dass wir doch oft ein »ich genüge nicht« für bestimmte Dinge, Fächer oder ganz allgemein mitgenommen haben (das vielleicht einfach irgendeinem längst vergessenen Erlebnis oder der Äußerung eines Lehrers oder Verwandten entstammt). Oder tief in uns drinnen lange doch noch glauben, ein Schulabschluss, bestimmte Noten oder ein Abschluss oder Zertifikat in XY wären zwingend notwendig oder ein Garant für Leben X. Auch bei Erwachsenen sehen wir derzeit häufig, wie sie über Jahre hinweg aus Glaubenssätzen heraus und in eine selbstbestimmte Bildung auch für sich selbst hineinfinden.

Wir sprechen für den Bildungskongress mit Fachleuten aus dem In- und Ausland, die sich beruflich und/ oder privat mit dem selbstbestimmten Lernen vom Kleinkindalter an beschäftigen, mit Eltern, die ganz unterschiedliche Wege für sich gefunden haben oder gehen, mit jungen Menschen, die ganz oder teilweise ohne Schule aufgewachsen sind, mit Erwachsenen, die für sich eine selbstbestimmte Form der weiteren Bildung gefunden haben. Wir sprechen auch über zeit- und ortsunabhängiges Arbeiten und den Weg dorthin, weil dies aus unserer Sicht ein wichtiges Thema ist für Freilerner, die zum einen ja vielleicht die Ortsunabhängigkeit nutzen möchten, um bei der derzeit in Deutschland gegebenen rechtlichen Situation in ein anderes Land auszuwandern, und die Zeitunabhängigkeit ist ein sehr wesentlicher Faktor. Die klassische Kinderbetreuung entstammt und dient ja eben gerade der Unterstützung für industrielle Arbeitszeiten von 40 Stunden und mehr von mindestens einem Familienmitglied. Und freie, freilernende Familien heute brauchen und wollen vor allem auch eines: Zeit für einander, Zeit für das gemeinsame Lernen. Die neuen, künftigen Formen der Arbeit und auch passiven Einkommens können hier helfen.

Wir sprechen beispielsweise mit Karen Kern, Stefanie Mohsennia, Immanuel Wolf, Julia Dibbern, Dr. Alan Thomas, Alia Ciobanu, Peter Gray, Joyce Fetteroll, Ben Paul und vielen anderen mehr; eine genaue Übersicht findest du auf unserer Website www.bildungskongress.com und genaue Vorstellungen der einzelnen Teilnehmer nach und nach auf www.freilern-blog.de .

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Wie funktioniert das nun aber technisch, wie bekommst du Zugang zur Konferenz?

Die Interviews finden via Skype oder in persönlichen Treffen statt, die Aufnahmen sind bereits im Gange. Spezielle Fragen an die Protagonisten können gerne via E-Mail oder Kontaktformular eingereicht werden. Über einen Zeitraum von ca. einer Woche werden die Interviews dann in einem geschützten Rahmen veröffentlicht und können geschaut werden. Informationen über alle Daten und  Zugang zu diesem geschützten Rahmen erhält man durch Anmeldung mit seiner E-Mail-Adresse auf der Seite bildungskongress.com. Dieser Zeitraum der Veröffentlichung wird voraussichtlich im Januar der 18. bis 27. März 2016 sein. Weiterhin wird es über eine geschlossene Facebookgruppe oder einen Chat die Möglichkeit von individuellen Fragen an die Interviewpartner geben. Falls man es nicht schafft, alle Interviews in der zur Verfügung stehenden Zeit zu sehen, sie komplett haben möchte oder einfach unsere Arbeit unterstützen möchte, besteht die Möglichkeit, die Interviews und ihre Übersetzungen als Bundle käuflich zu erwerben.

Außer einem internettauglichen PC und einem Netzzugang, der es dir ermöglicht, Videos online zu sehen oder sie herunterzuladen, benötigst du keine weiteren Voraussetzungen.
Die Anmeldung erfolgt über die Seite: www.bildungskongress.com.  Weitere Informationen erhältst du auch über unseren Blog: www.freilern-blog.de.

Lena Busch