Das wahre Leben findet nicht in der Schule, sondern im Leben selber statt.

Familie Gantenbein (Bruno und Doris mit Sara Dhanista (12), Olivia Nayana (9), Nalin Michael (7,5)) beschreiben Auszüge aus ihrem Unschooling Alltag.

Erschienen 2013 in Heft 60 – Positive Erfahrungen mit freiem Lernen.

Als unser ältestes Kind ein Jahr alt war, haben wir uns bereits mit seiner zukünftigen Schule auseinandergesetzt. Es war damals unsere Absicht, dass wir an den Ort umziehen würden, wo wir die beste Schule finden würden. Bald einmal hatten wir alle alternativen Schulen in der Schweiz besucht, welche einen nicht-direktiven Erziehungsansatz nach Rebeca und Mauricio Wild verfolgten. Obwohl wir hier anfangs zu den ausgesprochenen Laien gehörten, waren wir trotzdem in jeder Schule von deren Präsenz und deren Freiheit zu tiefst beeindruckt. Wir sahen darin nicht nur Schulen, sondern umgesetzte Spiritualität, wo die innere Freiheit nicht unterdrückt und der innere evolutionäre Impuls zum Primat des Wirkens und Lernens wurde.

Nach einem inneren Reifeprozess haben wir gemeinsam die beste Schule für unser Kind gefunden resp. entdeckt, nämlich bei uns zu Hause. Es ist uns noch immer bewusst, wie wir gemeinsam fast gleichzeitig die innere Reife für diesen Weg gefunden haben. Wir wollten unsere eigenen Kernkompetenzen nicht einfach an eine Schule delegieren und die Kinder jeden Tag irgendwo hinschicken, sondern wollten die Verantwortung für die Bildung unserer Kinder eigenverantwortlich übernehmen. Mittels einer entspannten, vorbereiteten Umgebung und mit viel Liebe und Respekt wollten wir unsere Kinder bei uns Zuhause in ihrem Entwickeln, Entfalten und Lernen begleiten und uns zusammen mit gleichgesinnten Familien vernetzen. Wir wussten damals nicht, dass es diese Art Erziehung und Bildung schon irgendwo gab. Wir wussten damals nicht, dass wir unser neues Haus soeben in einem bildungsfreundlichen Kanton gekauƒft hatten. Es war unsere eigene Entdeckung und es gab von nun an nur noch diesen konsequenten Weg.

Nachdem wir in unserer Euphorie und Begeisterung unseren Horizont erweiterten, merkten wir relativ bald, dass wir nicht die Ersten und nicht die Einzigen auf dieser Welt waren, welche zur gleichen Erkenntnis und Konsequenz wie wir gekommen sind. Das Internet und dessen Kommunikationsmöglichkeiten kamen uns vorteilhaftƒ entgegen. Mit der Zeit erkannten wir auch, dass unser unkonventioneller Weg schon einen Namen hatte, nämlich Unschooling. Auch bald merkten wir, dass Unschooling und Homeschooling zwei komplett verschiedene Wege sind und dass Unschooling wiederum in jeder Familie individuell ausgestaltet und praktiziert wird.

Unschooling ist für uns viel mehr, als einfach die Kinder nicht zur Schule zu schicken. Es ist eine innere Haltung und wir können einfach gar nicht anders, als Unschooling praktizieren. Genau genommen begann unser Unschooling bereits mit der Hausgeburt unserer ältesten Tochter, oder gar vorgeburtlich noch früher während der Schwangerschaftƒ.

Während wir in den ersten Jahren weit und breit die einzigen Unschooler in der Schweiz waren (jedenfalls so viel wir wussten), so schiessen heute die Unschooling Familien fast wie Pilze aus dem Boden. Unser Netzwerk ist nicht nur regional, sondern schweizweit und international gewachsen.

Inzwischen sind zwölf spannende Jahre vergangen und wir durftƒen viele Erfahrungen auf unserem Weg jenseits von Schule sammeln. Es war und ist noch immer spannend zu beobachten, wie die Kinder sich in ihrem ganz individuellen Tempo entwickeln und entfalten, wie sie in ihrem Sein und Werden am Gedeihen sind. Unsere Kinder zeigen uns tagtäglich, dass Lernen etwas Schönes und Freudvolles ist und dass es ohne jeglichen Druck, Zwang und Motivation möglich ist. Wir geniessen die Freiheit, unsere Tage nach unseren individuellen Bedürfnissen zu gestalten. Obwohl die Gestaltung unserer Tage auch einen regelmässigen und immer wiederkehrenden Ablauf mit gemeinsamen Mahlzeiten, Projekten und Ritualen hat, so verläuftƒ doch kein Tag wie der andere. Deshalb werden wir untenstehend in groben Zügen drei nacheinander erlebte Tage beschreiben, welche einen kleinen Einblick in unseren Alltag gewähren.

Der Tag beginnt jeweils ganz friedlich und gemächlich. Es ist bei uns üblich, dass die Kinder ausschlafen. Das sind sie seit ihrer Geburt gewöhnt und kennen es kaum anders. Es gibt nur ganz wenige Ausnahmen, welche wir sogar an einer Hand abzählen können, an denen wir unsere Kinder frühmorgens oder in der Nacht, z.B. wegen Verreisens in den Urlaub oder sonst einem wichtigen Vorhaben wecken mussten. Aber keine Sorge, unsere Kinder fänden es furchtbar, wenn sie bis zum Mittag schlafen müssten, dafür sind die Tage viel zu spannend. Also, wenn sie ausgeschlafen sind, und das ist zurzeit plus minus 7 Uhr, stehen sie eines nach dem anderen in ihrem eigenen Rhythmus auf und gehen dann, wenn sie vollständig wach sind, ihren individuellen Tätigkeiten nach. Dabei interessieren sie die Uhrzeit und der Wochentag nicht und ein Sonntag unterscheidet sich bei uns oƒftmals nicht von einem Werktag.

Am Tag Eins z.B. verbrachten unsere beiden Töchter die meisten Stunden des Tages mit Briefeschreiben. Das hat bereits nach dem Aufstehen begonnen, als sie sich noch vor dem gemeinsamen Frühstück an die Arbeit machten. Sara hat drei Briefe auf Deutsch, einen auf Englisch und zudem eine sehr lange Mail auf Deutsch und eine etwas kürzere auf Englisch geschrieben. Ausserdem bekam sie einen Brief in spanischer Sprache und den haben wir zusammen entschlüsselt. Olivia hat zwei Briefe auf Deutsch und einen auf Französisch geschrieben. Zwischendurch kamen beide in den Genuss, für je 3/4 Stunden im Nachbarort musizieren zu gehen. Während unsere beiden Töchter also sehr viel Zeit ins Briefeschreiben investierten, so verbrachte unser Sohn Nalin einige Zeit bei einem Nachbarsbauern und durftƒe bei den Arbeiten im Stall und bei den Kühen mithelfen. Dabei hat er heute einmal mehr Kühe gezählt und ausgerechnet, wie viele Kühe nun mehr sind als das letzte Mal. Er hat ausgerechnet, wie alt alle Familienmitglieder sowie die Bäuerin und unsere Freunde waren, als der Bäuerin vor 15 Jahren die Kühe abgehauen sind. Er hat geputzt, gemistet und mit der Bauersfrau spannende Diskussionen rund um das Bauernleben und all die vielen Maschinen auf dem Bauernhof geführt. Zudem bildete sich Nalin auch bei uns Zuhause anhand Bilderbücher, Geschichten und Sachbücher intensiv zum “ema Bauern weiter und es wurden Kühe gemalt, Heuballen für den Traktoranhänger gebastelt, Ställe gebaut und Bauerngeschichten gelesen. Nebst seinen Bauernarbeiten hat er gemeinsam mit Olivia unsere Haustüre beschriftƒet. Schliesslich löste bei Nalin der Begriff ‘3/4 Stunde’ die Frage aus, was denn das genau ist. Wir zeichneten sogleich zusammen mehrere runde Kreise, teilten diese Kuchen in viele Teile und tauchten somit in die Welt der Brüche ein, was ihm sichtlich Spass bereitete. Während Olivia und Nalin später noch einige Zeit draussen mit Nachbarskindern am Spielen waren, verschaffte sich unsere älteste Tochter nach den vielen Briefen etwas Abwechslung mit einer Grafikarbeit am PC, wobei sie aus mehreren Fotos ein einziges Foto machte. Das war für sie als Laie und ohne spezielles Grafikprogramm gar nicht so einfach. Dies führte zu mehreren kniffligen Situationen, in denen logisches Denken gefragt war und immer wieder eine andere Lösung gesucht werden musste, bis es letztlich funktionierte. Gegen den Abend ging Olivia noch in ein ‘Kreatives Kindertanzen’ und nach dem gemeinsamen Nachtessen versanken alle drei Kinder ins Thema Griechisch und machten Wortschatztraining, da der Mama noch ein Telefonat in griechischer Sprache bevorstand. Als Abschluss bis zum gemeinsamen Abendritual widmeten sich alle drei einem gemeinsamen Rollenspiel.

Tag Zwei: Das Rollenspiel von Tag Eins wurde frühmorgens fortgesetzt und etwas später bei Sara und Olivia mit erneutem Briefeschreiben abgelöst. Sara unterbrach die Arbeit des Briefeschreibens an diesem Morgen bloss für ein einziges Mal, als sie einen Teig für Kaffeeküchlein zubereitete. Unterdessen baute Nalin für das Rollenspiel noch einige Details und liess sich anschliessend eine Geschichte vorlesen. Ausnahmsweise allerdings nicht lange, denn inzwischen war es draussen in unserem Garten lebendig geworden. Der Sand von unserem Sandhaufen wurde von drei Leuten abgeholt und zu einer Freundesfamilie gebracht. Nalin war im Glück, dass er mithelfen durƒfte. Während der Pause der Arbeiter liess sich Nalin drinnen blicken und übernahm sogleich das Füllen der Cupcakeförmchen mit dem Kuchenteig. Olivia hatte sich unterdessen an eine Werkarbeit gemacht, woraus eine Blume entstehen sollte. Die Zeit verging und während Sara noch ganz versunken ins Briefeschreiben war, halfen mir später Olivia und Nalin bei der Zubereitung des Mittagessens: beim Gemüserüsten und anschliessendem Verwandeln in Herzen und Blumen, beim Würzen der Speisen, beim Kellenrühren in der Pfanne und natürlich beim Probieren! Durchschnittlich kochen oder backen die Kinder etwa einmal pro Woche selbständig ein Gericht oder ein Dessert, welches sie im Voraus in einem Kochbuch ausgesucht und dafür gesorgt haben, dass alle Zutaten im Hause sind. Der Nachmittag und auch der Abend war geprägt von Lesen, Zeichnen und Malen, Werkarbeit der Blume Fortführen, Gartenarbeit, Briefeschreiben, Flöte und Klavier spielen.

Tag Drei: Der Morgen begann für Sara nach dem Aufstehen (7 Uhr) gleich wieder mit einem englischen Brief und bei dieser Arbeit blieb sie mit Ausnahme des Frühstücks und zwischendurch kurze Neugier bei den Experimenten von Nalin – fast ununterbrochen bis zum Mittagessen! Olivia schrieb noch ihren letzten Brief auf Französisch und klebte nachher mit Zahlen die 7er Reihe vom Einmaleins an eine Wand. Anschliessend leistete sie Nalin Gesellschaftƒ, welcher sich heute dem Experimentieren verschrieben hatte. In unserem Alchemistenlabor experimentierte er diverse Dinge und inspiriert anhand eines Buches machte er die ‘Geisterhand’, und danach wollte er noch draussen das Raketenexperiment durchführen. Dieses Experiment nahm wiederum einige Zeit in Anspruch und wollte auch erst nach mehreren Versuchen gelingen. Schliesslich gingen Olivia und Nalin zum nahegelegenen Briefkasten, die fertig geschriebenen Briefe einwerfen und spielten noch etwas draussen. Als sie hereinkamen, widmeten sich beide einem Buch und lasen eine Weile darin, bis sie mir wieder beim Zubereiten des Mittagessens halfen.

Wäre die Reitlehrerin nicht krank gewesen, so hätten an diesem Nachmittag Olivia und Sara einige Stunden zusammen in einer Gruppe mit anderen Kindern bei den Pferden verbracht. Stattdessen machten wir uns aufgrund des nebligen Wetters auf einen ausgedehnten Spaziergang mit dem Ziel die Sonne zu finden, was uns auch gelungen ist. In der verbleibenden Zeit bis zum Nachtessen durftƒe ich allen Dreien eine Geschichte vorlesen, es wurden noch Rollenspiele gemacht, an der Blume weiter gebastelt und mit dem gemeinsamen Abendritual wurde auch dieser erfüllte Tag abgeschlossen.

Natürlich ist diese Auflistung nicht komplett und es gäbe noch so viele kleine und oƒftmals auch bedeutende Tätigkeiten, welche wir zusätzlich auflisten könnten. Es ist auch klar, dass diese Tage einmalig in ihrer Art und Weise waren und auch jeder neu kommende Tag wiederum einmalig und völlig anders sein wird als die beschriebenen Tage.

Vielleicht ist aufgefallen, dass unsere beiden Töchter zum Teil recht viel Zeit ins Briefeschreiben investiert haben. Sie zählen die Stunden nicht und sie schreiben keine Briefe, weil sie Briefe schreiben müssen. Sie tun es, weil sie es tun wollen und es ein authentisches Bedürfnis ist dies zu tun. Was alles beim Briefeschreiben gelernt wird, kann kaum aufgezählt werden: Fremdsprachen üben, Rechtschreibung, Satzformulierung, Fragen beantworten, Chronologische Abläufe aufschreiben, das eigene Land reflektieren, Spannendes über andere Länder lernen, Geografie, Grammatik, usw. Unsere Kinder wissen nicht, dass es eine Grammatik gibt, die sie anwenden müssen. Sie wenden sie einfach an! Inzwischen prägen unsere beiden Töchter Brieffreundschaftƒen mit Kindern aus vielen verschiedenen Ländern und Städten (Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland, England, Irland, Schottland, Rumänien, Canada, Kalifornien, New York, Chicago, Australien, China, Taiwan, Indien, usw.) und beide haben je über 20 treue Brieffreunde, mit welchen sie sich in Deutsch, Französisch, Englisch und Spanisch austauschen. Darunter sind einige Unschooler, die meisten dieser Kinder gehen jedoch zur Schule (ps. falls es Unschooler und Unschoolerinnen gibt die gerne Brieffreundschaƒften pflegen, dann freuen sich unsere Kinder ganz bestimmt über eine Kontaktaufnahme!)

Mit dem Briefeschreiben verbunden ist das unmerkliche Eintauchen in eine Fremdsprache. Sowieso, über das Fremdsprachenlernen gäbe es viel zu berichten. Wir werden immer wieder gefragt, wie wir denn unsere Kinder in Fremdsprachen unterrichten. Es ist eben umgekehrt. Wir unterrichten nicht! Und vielleicht ist gerade dies das Geheimnis. Die Aufgabe von uns Eltern war und ist noch immer, dass wir die Umgebung so vorbereiten, dass Fremdsprachen gelernt werden können, wenn die Kinder dazu bereit sind. Bei uns stellte sich dieses Bedürfnis bei den Kindern automatisch zum Zeitpunkt ein, als vor 5 Jahren das erste Mal ein Mädchen aus Paris zu uns für mehrere Wochen in die Ferien kam. So erzählte ich die Bilderbücher und Geschichten damals statt auf Deutsch auf Französisch, und ich sprach mit den Kindern oƒ im Alltag Französisch und übersetzte gleichzeitig alles eins-zu-eins, bis irgendwann unsere älteste Tochter meinte: Also Mama, jetzt musst Du aber wirklich nicht mehr übersetzen, ich verstehe doch alles, was Du sagst!” Apropos übersetzen: Wir erleben jedes Jahr wieder die interessante Situation, dass Teenager, welche bereits seit mehreren Jahren Französischunterricht in der Schule haben, nicht fähig sind, sich mit unserem Gastkind aus Paris zu unterhalten. Bis jetzt mussten ihnen jedesmal unsere beiden Töchter das Gesprochene von Französisch auf Deutsch übersetzen. Sara und Olivia wurden sogar schon von aussenstehenden Leuten gefragt, ob sie Bilingue aufgewachsen seien… Wir als Eltern sind selber immer wieder erstaunt, wie locker unsere Kinder Fremdsprachen lernen. Es ist für sie weder ein Wettbewerb noch eine künstlich hergestellte Situation, sondern macht zweifelsohne einfach Sinn und Spass.

Gerade aktuell lernt unsere älteste Tochter spanisch, und zwar täglich. Auf ihre ganz eigene Art, und mit Hilfe einer Community im Internet und ihrer spanischen Brieffreundin stehen ihr die diversesten Kommunikationsmöglichkeiten zur Verfügung. Olivia und Nalin tauchen währenddessen in die englische Sprache ein. Das Schönste für uns Eltern ist nicht etwa zu sehen, wie gut unsere Kinder eine Fremdsprache können, sondern viel mehr die Begeisterung und Freude, mit welcher sie in diese Sprache ohne jegliche Berührungsängste eintauchen.

Lernen findet aber nicht nur bei uns Zuhause statt, sondern überall auf der ganzen Welt. Als wir im vergangenen Frühling 2012 für zwei Monate auf eine griechische Insel reisten, entstanden sehr viele Lernfelder, in welche unsere Kinder mehr oder weniger intensiv eingetaucht waren. Hier eine kleine Kostprobe von einem völlig harmlosen Ausflug mit einem einheimischen Freund:

Nachdem wir wie gewohnt auf typisch griechische Art von unserem Freund zu einer Bootstour eingeladen wurden, befanden wir uns kurz darauf auf dem offenen Meer in Richtung einer kleinen, einsamen, menschenleeren und nur mit dem Boot zugänglichen Bucht (um genauer zu sein, eine Traumbucht! Aber um das geht es hier ja nicht …) Es hatte einen etwa hundert Meter langen hellweissen Kieselstrand, im Hintergrund eine imposante Felswand und davor das türkisblaue, kristallklare Meer … Ruhe pur, und sonst nichts, würde man meinen… Doch da kann man sich täuschen. Nach dem Ankern des Bootes schwammen wir alle hinter unserem Freund eine kurze Strecke zu einer bestimmten Stelle und kletterten dort auf die Felsen. Unser einheimischer Freund kannte diese Bucht und diese Felsen wie seine Westentasche und führte uns zu speziellen Steinen mit von Wellen ausgehöhlten Löchern und zeigte uns das Salz, welches sich darin befand und herausgelöffelt werden konnte. Zudem erfuhren wir nebenbei, wie sich die verschiedenen Meeresalgen voneinander unterscheiden und welche Art ganz besonders als schmackhaftƒer Salat genossen werden kann, was natürlich alles ausprobiert wurde! Würden wir Fische und Meerestiere essen, so wären wir hier auch voll auf unsere Kosten gekommen. Ausserdem erfuhren wir über unseren Freund viel Spannendes über Land und Leute, über Früher und Heute und das natürlich alles in englischer und griechischer Sprache.

Die Tage danach interessierte sich eines unserer Kinder im Speziellen dafür, wie denn in grossen Mengen Salz hergestellt wird und in einem kurzen Film via YouTube wurde gelernt, wie das Prinzip der Salinen funktioniert. Natürlich schauten wir uns dann als ganze Familie diesen Film an und durftƒen unsere Erlebnisse in der Bucht somit vertiefen. Begriffe wie Verdunstungsbecken, Salzkonzentration, Kristallisationsbecken, usw. sind nun für die Kinder keine Fremdwörter mehr. Und wie könnte es anders sein…….anschliessend stellten die Kinder im Garten ihre eigene kleine Saline her und konnten so mit etwas Geduld und fleissigem Nachgiessen von Meerwasser beobachten, wie sich von Tag zu Tag ein kleines bisschen mehr Salz in der Schale bildete. Obwohl der Salzertrag letztendlich doch eher bescheiden ausgefiel, so war aber das Lernerlebnis umso intensiver.

Aber nicht nur dies, sondern auch das Einmaleins wurde auf der Insel gelernt. Denn bereits viele Wochen vor unserer Reise auf die griechische Insel haben unsere beiden Töchter beschlossen, dass sie bei unserem längeren Griechenland- Aufenthalt das Einmaleins lernen wollen. Natürlich wissen sie schon lange, wie das Prinzip funktioniert und haben das, wenn nötig, auch angewendet. Es brauchte allerdings immer seine Zeit, bis eine Rechnung wie z.B. 7 mal 8 nach dem Prinzip der Addition ausgerechnet wurde und sie haben festgestellt, dass es wohl einfacher und viel schneller geht, wenn man alle diese Rechnungen auswendig kann und die Ergebnisse nur so herunterrattern kann, wie sie das bei uns Eltern immer wieder erleben. Das Einmaleins gehört nämlich tatsächlich zu den wenigen mathematischen Dingen, die wir im Alltag immer wieder gebrauchen!

So haben sie also das Automatisieren einer bestimmten Rechenreihe in der Hängematte im lauschigen Schatten des Olivenbaumes, am Sandstrand oder unter der Palme getätigt. Mit dem Auswendiglernen machten sie meistens recht kurzen Prozess und wollten dann schon sehr bald abgefragt werden. Als zusätzliche Möglichkeit fürs Vertiefen der Reihe schrieben sie sich dann die Rechnungen auf Karteikärtchen und übten diese für sich alleine. Aber wer meint, dass die beiden immer nur ganz ruhig in der Hängematte sassen und Karteikärtchen durchratterten, täuscht sich. Hier wurde geturnt und geschaukelt und in allen möglichen und unmöglichen Positionen wurde dazu das Einmaleins vor – und rückwärts zu bekannten oder neu erfundenen Melodien gesungen. Wo auch immer wir waren, es konnte überall automatisiert werden und so wurden auch am Strand überraschend spannende Spiele damit ausprobiert, indem z.B. ein Kind mit einem Bambusstock eine Rechnung in den Sand schrieb und das andere Kind beeilte sich, das Resultat hinzuschreiben bevor die Welle darüber rollte. Selbst beim Backen waren der Fantasie keine Grenzen gesetzt! Und wenn der Teig, welcher eigentlich für ein kleines Brötchen bestimmt gewesen wäre, stattdessen in viele winzig kleine Kügelchen geformt wird und in Zehnerreihen aufgegliedert wird, ist das ein Zeichen dafür, dass das Lernen des Einmaleins sichtlich auch Spass machen kann. So kam es auch vor, dass die Kinder ein Blatt Papier nahmen und sich selbst Rechenoperationen darauf schrieben, sie lösten und daraufhin selbst korrigierten. Sara und Olivia werden sich noch lange daran erinnern, welche Freude und entspannte Umgebung sie bei diesem Lernen hatten.

So geschieht bei uns Lernen Tag für Tag. Oƒ wird uns argumentiert, dass die Kinder doch in der Schule aufs wahre Leben vorbereitet werden. Für uns ist jedoch der Umkehrschluss näher an der Realität, nämlich, dass das wahre Leben nicht in der Schule, sondern im Leben selber stattfindet.

In diesem Sinne: Celebrate Unschooling!

Familie Gantenbein

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